Kitzbühel wurde zur "Story Stub'n": Kunstprojekt sammelte Geschichten
Ein Monat lang verwandelte die Künstlerin Claudia Zeiske Kitzbühel in eine "Story Stub'n". Mit einem bestickten Tischtuch regte sie Gespräche mit über 60 Kitzbühelern an und sammelte Erinnerungen, Kritikpunkte und Zukunftsvisionen für ihre Stadt.
Kitzbühel – Die in Schottland lebende Künstlerin war im Herbst 2025 als Artist-in-Residence in Kitzbühel tätig. Ihr besonderes Werkzeug: ein handgewebtes Leinentischtuch, auf dem sie die Topografie der Stadt eingestickt hatte. Dieses diente als Gesprächsgrundlage für Begegnungen mit Einheimischen aller Generationen.
Einblick in Kitzbüheler Seele
Zeiske stellte dabei zentrale Fragen: Was lieben die Menschen an ihrer Stadt? Was fehlt ihnen? Welche Ideen haben sie für eine lebenswerte, klimafreundliche Zukunft? Mit Hilfe eines Spiels entstand so eine kollektive Landkarte, die mit farbigen Stichen die verschiedenen Perspektiven festhielt. Die Farbcodierung machte die unterschiedlichen Aspekte sichtbar: Grün markierte Lieblingsorte, Schwarz stand für verschwundene Plätze, Blau für Verbesserungsvorschläge, Gelb für neue Ideen und Rot für unbeliebte Orte.
Der Schwarzsee kristallisierte sich dabei als einer der wichtigsten Kraft- und Lieblingsorte der Kitzbüheler*innen heraus. Auch das Mesnerhaus erhielt viele grüne Markierungen. Als besonders vermisst wurde das Café Praxmair genannt, ebenso wie die Metzgerei Fuchs, alte Bäckereien und der Schnee im Ort während der Wintermonate.
Zukunftsideen gesammelt
Unter den Zukunftsideen fanden sich Vorschläge wie eine Hochschule, um mehr junge Menschen in die Stadt zu locken, oder die Zwischennutzung leerstehender Wohnräume für Künstler*innen und andere Kreative. Verbesserungsvorschläge umfassten eine autofreie Innenstadt und die Wiederbelebung des Stadtzentrums durch lokale Handwerksgeschäfte.
Zum Abschluss ihres Aufenthalts lud Zeiske zu einem besonderen Stadtspaziergang ein, bei dem sie die gesammelten Geschichten an den jeweiligen Orten erzählte. Die Künstlerin arbeitet nun an einer Auswertung der Gespräche, die in einigen Monaten zusammen mit dem bestickten Tischtuch als kleine Publikation im Museum Kitzbühel präsentiert werden soll.