Podcast „Wirtschaft im Gespräch“

Geschäftsführer des Stubaier Gletschers: Ein Viertel vom Umsatz macht Gastronomie

Wandernde Liftstützen und neue Geländeverhältnisse durch Gletscherschwund stellen den Chef des Stubaier Gletschers Reinhard Klier vor Herausforderungen.

🎧 Podcast | Herausforderungen am Stubaier Gletscher

Anfang Oktober hat der Skibetrieb am Stubaier Gletscher gestartet. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie da als Skigebietsbetreiber?

Reinhard Klier: Bis 2003 war der Stubaier Gletscher ganzjährig geöffnet. Es hat immer eine Restschneedecke gegeben, die über den Sommer erhalten geblieben ist. Jetzt ist es so, dass ab August der Gletscher eigentlich blank ist. Das heißt, es gibt keinen Schnee mehr, sondern nur noch blankes Eis. Je nachdem, wie viel dann wirklich abschmilzt, kommen vielleicht Felsen zum Vorschein oder neue Geländeformen. Mit diesen geänderten Geländeverhältnissen umzugehen, ist immer eine Herausforderung. Der heurige Sommer war – was die Abschmelzung betrifft – nicht so dramatisch, wie wir befürchtet haben, da es im Juli geschneit hat.

Verschieben sich nicht auch Liftstützen, die auf dem Gletschereis stehen?

Klier: Wir haben sehr viele Anlagen mit so genannten Gletscherstützen. Darunter ist sogar eine Gondelbahn, das ist weltweit fast einzigartig. Zwar sind die Bewegungen des Gletschers durch den Gletscherschwund weniger geworden, doch jede Stütze muss vor dem Saisonstart kontrolliert und genau neu ausgerichtet werden.

Was sind die größten Kosten beim Betrieb eines Skigebiets?

Klier: Wie in vielen anderen Unternehmen auch sind es die Mitarbeiterkosten. Sie sind in den vergangenen Jahren am stärksten gestiegen, aber auch die Energiekosten. Sie lagen bei zwei bis drei Prozent des Umsatzes und haben sich auf vier bis sechs Prozent verdoppelt. Die Kosten für die Instandhaltung treffen hauptsächlich die Gletscherskigebiete. Wir als Stubaier Gletscher müssen während dieser Transformationsphase des Gletscherschwunds jedes Jahr sehr viel investieren, um Anlagen und Pisten betriebsfähig zu halten.

Welches Angebot muss ein Skigebiet Wintersportlern bieten, um erfolgreich zu sein?

Klier: Der Standard unserer Basisinfrastruktur in Tirol, der Seilbahnen und Pisten, ist im weltweiten Vergleich wirklich unglaublich hoch. Und dann gibt es noch die Spezialisierung auf Familien, Après-Ski, Events oder den sportorientierten Gast. Der Stubaier Gletscher ist auf Familien und den sportlichen Skifahrer ausgerichtet. Das kann der Freestyler, der alpine Skifahrer oder auch der normale Gast sein, der nicht unbedingt nach zwei Abfahrten die Sonnenterrasse genießen möchte.

Wie wichtig ist die Gastronomie für Ihr Ski­gebiet?

Klier: Der Umsatz macht ungefähr ein Viertel des Gesamtumsatzes des Stubaier Gletschers aus. Gastronomie ist ein wichtiger Umsatzbringer. Wir bieten alle Bereiche des gastronomischen Spektrums an: vom Selbstversorgerraum bis zum Gourmetrestaurant. Der Schwerpunkt liegt jedoch im Bereich Selbstbe­dienung.

Kritiker sagen, Skifahren ist in Tirol zu teuer. Was sagen Sie denen?

Klier: Die Verbundkarten sind sehr attraktiv. Beim Erlös sind wir hier in einem Bereich, der für die Skigebiete schon eher kritisch niedrig ist. Bei den normalen Karten müssen wir den Spagat schaffen, die Preise so zu erhöhen, dass wir unsere Kosten decken, aber trotzdem leistbar bleiben.

Steckbrief

Reinhard Klier hat Geologie studiert und arbeitet seit etwa 20 Jahren im Familienunternehmen. Klier ist Vorstand der Wintersport AG. Zur Unternehmensgruppe gehören u. a. der Stubaier Gletscher, die Sporthandelsgeschäfte Intersport Okay und der Online-Sporthandel SportOkay.com. Das Familienunternehmen erwirtschaftet mit 600 MitarbeiterInnen einen Gesamtumsatz von 120 Mio. Euro.