Stapfen mit Kind und Kegel
Auf familientauglichen Wanderrouten kann auch der Kinderwagen mit.
Von Elke Ruß
Wenn der frische Schnee die Landschaft in eine weiße Decke hüllt, wird alles magisch: Kristalle funkeln in der Sonne, Tierspuren zeichnen Muster in sonst unberührte Hänge und die Luft ist klar und rein. Bei Frost können die Schritte schon knirschen, doch sonst wird ihr Klang gedämpft und ein Gefühl von Ruhe und Frieden breitet sich aus. Ganz besonders, wenn man die Zivilisation ein Stück hinter sich lässt und in einen märchenhaften Winterwald eintaucht.
Schöne Wanderungen im Schnee sind auf geeigneten Routen mit Familienmitgliedern jeder Altersstufe machbar. Mit größeren Kindern kann man durchaus länger und weiter hinauf marschieren und das Winterpanorama von oben genießen. Auf präparierten Forst- und Wanderwegen kommt man sogar ohne Schneeschuhe ziemlich weit. Seilbahnen helfen obendrein: Familienfreundliche Routen führen beispielsweise von der Bergstation Gamsgarten am Stubaier Gletscher zur Bödelehütte, zum Gipfel des Patscherkofels und auf das Penkenjoch in Mayrhofen.
Neben festen, wasserdichten Schuhen, warmer Kleidung und Sonnenschutz sollte man an Wechselkleidung und genug Getränke und Proviant denken, sofern man keinen Boxenstopp in einer Hütte einplant (z. B. in der Katzenkopfhütte in der Leutasch oder der Peeralm im Navistal).
Spannende Aufgaben
Kinder brauchen unterwegs Abwechslung, also sollte man Pausen einplanen: Man kann einen Schneemann bauen, Fährten von Hase und Reh identifizieren, nach Fraßspuren von Eichhörnchen Ausschau halten – und vielleicht sogar ein Geweih oder Skelett finden. Erste Frühlingsboten lassen auch nicht lange auf sich warten: Knospen der rötlich-weiß blühenden Pestwurz kann man bereits ab Dezember entdecken. Schneerosen blühen ab Jänner, teils auch deutlich früher. Im Umkreis von Futterkrippen ist die Chance hoch, Wildtiere zu sichten – sofern man sich still genug verhält. Um das Wild zu schonen, sollte man Schutzzonen respektieren und auf ausgewiesenen Pfaden bleiben.
Winterwandern erfreut sich jedenfalls zunehmender Beliebtheit. Kartitsch in Osttirol auf 1356 Metern hat sich 2018 sogar zum ersten Winterwanderdorf Österreichs erklärt. Acht zertifizierte Routen werden die gesamte Saison lang gewartet und geräumt. Unterwegs warten eiszeitliche Findlinge, Ruhebänke und tolle Ausblicke auf das Bergpanorama.
Wer mit Kind und Kegel unterwegs ist, hat je nach Altersgruppe unterschiedliche Bedürfnisse. Babyschlitten eignen sich erst für Nachwuchs ab etwa sechs bis neun Monaten. Davor – und wenn mit aperen Streckenabschnitten zu rechnen ist – wird man tendenziell mit dem Kinderwagen unterwegs sein. In Tirol gibt es zahlreiche kinderwagentaugliche Winterrouten auf gut befestigten, ausreichend breiten Wegen.
Routen für Kinderwagen
Voraussetzungen sind ein geländegängiger Kinderwagen mit guter Federung – und ein fester Griff für die Handbremse. Es schadet auch nicht, eine Reepschnur anzubringen, die man sich umbindet, um den Mountainbuggy auf steileren Passagen zu sichern. Grödel sorgen für ordentlichen Grip auf glatteren Stellen. Bei durchgehender Schneedecke helfen Kufen für Kinderwagen. Solche „Kinderwagenskier“ werden entweder unter die Räder montiert oder als Skiaufsatz anstelle der Vorderräder angebracht.
Kinderwagentaugliche Winterrouten findet man z. B. in der Region Seefeld (etwa um den Wildsee oder am Reither Kulturweg), im Alpbachtal am Reither Kogel, in St. Johann (wie Moor & more), im Zillertal (Tuxbachweg, Hubertus Wildtierpfad, Krummbachtal), beim Almdorf in der Eng, um den Rifflsee im Ötztal und in der Zugspitz-Arena (z. B. von der Ehrwalder Almbahn zum Almsee oder am Hochalmweg und Biligweg in Berwang).