Blick in den majestätischen Nachthimmel

Im Bann der Sterne

© norbert span

Gerade im Winter lohnt sich ein Blick in den Himmel. Auch Laien gelingen dabei spektakuläre Fotos.

Die Anreise war strapaziös. 27 Kilo musste Norbert Span auf den Stubaier Gletscher schleppen. Durch Eis, Schnee und so manche bissige Windbö. Doch dort oben, auf erhabenen 2888 Höhenmetern, würde er auf seine Kosten kommen.

Eine Mulde in den Schnee gebuddelt, die Survival-Decke ausgelegt, den Schlafsack darauf drapiert – schon könnte der Astronom seiner Passion nachgehen und die prächtige Himmelslandschaft betrachten. Doch was war das für ein penetrantes Licht, das seinen Blick von den majestätischen Galaxien ablenkte? „Wie eine gelbe Glocke legte es sich über die Täler“, erinnert sich der Meteorologe, der noch heute kaum glauben kann, dass die Lichtverschmutzung vom fernen Mailand so intensiv war, dass sie seine Betrachtung der Sterne über Tirol behinderte.

Astro-Fotograf Span setzt auch Tiroler Attraktionen in Szene – wie die Hängebrücke über Reutte.
© norbert span

Wo ist die Nacht dunkel?

Umso wichtiger, die besten Spots des Landes zu kennen, in denen die Nacht noch dunkel ist. Wer könnte diesbezüglich kompetenter sein als Span, der seit 40 Jahren den Nachthimmel fotografiert. In seinem neuen Buch „Sterne über Tirol“ finden sich atemberaubende Bilder des Nachthimmels, die der Glaziologe von Lermoos bis zu den drei Zinnen aufgenommen hat: „Die Alpen sind einer jener wenigen Orte in Mitteleuropa, wo sich der Sternenhimmel noch in voller Pracht offenbart.“ Je höher man sich positioniert, desto besser. Die schlimmste Lichtverschmutzung legt sich nämlich nach knapp 1000 Höhenmetern.

Span kennt Tirols dunkle Regionen – wie hier nahe Lermoos.
© norbert span

Noch nie die Sterne gesehen

Neben Sternbildern wie Drache, Giraffe und Bärenhüter, die Span für sein Buch in Szene setzte, erstrahlt am Firmament auch jedermanns Sternzeichen: „Ich bin oft erstaunt, wie wenige Menschen dieses schon selbst erblickt haben.“ Erst kürzlich nahm der Stein­acher einen 40-Jährigen zur Sternbeobachtung mit: „Der hatte feuchte Augen, als ihm klar wurde, dass er im gesamten Leben nie wirklich in den Himmel geblickt hat.“

Norbert Span fotografiert seit 40 Jahren den Nachthimmel.
© norbert span

Nebel, Schwaden und Co.

Dabei bedarf es keines teuren Equipments, um das schillernde Spektakel – von Planeten über Nebel bis hin zu Materieschwaden – zu bewundern. „Ein modernes Smartphone samt Stativ reicht“, doziert Span. Viele hätten einen automatisierten Nightshotmodus oder Starlightmodus: „Ansonsten rate ich zu Weitwinkel, ISO von 800 bis 6400, je nach Kamera, und einer Belichtung von 30 Sekunden. Beleuchtet man länger, würden die Sterne am Foto zu Streifen, weil sich die Erde weiter gedreht hat.“ Apps wie „Stellarium“ helfen bei der Suche nach Sternbildern.

Buchtipp

In seinem neuen Buch „Sterne über Tirol“ (Tyrolia Verlag, 46 Euro, 135 Abbildungen) präsentiert Autor Norbert Span die Berge in Nord- und Südtirol bei Nacht.

Das Display sollte dabei so dunkel wie möglich sein: „Wäre es hell, bräuchten die Augen bis zu 15 Minuten, um sich an die Dunkelheit zu adaptieren.“ Zudem rät Span, eine Stirnlampe mit roter Birne zu verwenden. Deren Licht beleuchte die Umgebung, irritiere die Augen aber kaum. Apropos Umgebung. Ein passionierter Astro-Fotograf wie Span geht für spektakuläre Aufnahmen auch so manches Risiko ein: „Wer hätte gedacht, dass mir nachts Kühe gefährlicher würden als Wölfe?“

Am Venet.
© norbert span

Die neugierige Kuh

Dubioses Rascheln neben dem Zelt sei keine Seltenheit: „Zum Glück handelte es sich dabei nie um Raubtiere. Aber eine Kuh roch das Salz meines vom Aufstieg verschwitzten Shirts und stapfte auf der Suche danach neugierig auf die Seile und Planen des Zelts.“ Solche Opfer nimmt der Dokumentarfilmer gerne hin. Gelingen ihm an solchen Abenden doch mitunter die besten Bilder des sternengefluteten Himmels – Anekdote inklusive.

Die nächsten Höhepunkte hoch über Tirol

14. Dezember: Höhepunkt des Geminiden-Sternschnuppenschauers. Dies ist einer der aktivsten und verlässlichsten Meteorströme des Jahres.

4. Jänner: Der Mond bedeckt den Planeten Saturn, was ein besonderes Ereignis für Beobachter ist, besonders in den Abendstunden.

5. November: Der nächste Supermond, diesmal der des Biebers, ist der größte und hellste des Jahres.

Jänner 2026: Möglicherweise Sichtbarkeit von Polarlichtern, da die Sonne sich ihrem Aktivitätsmaximum nähert und starke Sonnenausbrüche Polarlichter bis in den Süden sichtbar machen können.

Februar 2026: Eine Planetenparade mit sieben Planeten, darunter Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, ist am Abendhimmel zu sehen.

Geminiden-Meteorstrom: Neben den Geminiden werden auch andere Sternschnuppenschauer wie die Quadrantiden (Anfang Jänner) und die Eta-Aquariiden (Mai) erwartet.