Zukunftsmusik spielt in der Linzer Schwimmhalle
Schwimmtalent Lena Kreundl (14) sucht nach dem sensationellen Jugend-EM-Limit ihr sportliches Glück ab September in Linz.
Von Roman Stelzl
Innsbruck –Zuerst empfängt Katharina Stengg die Nachricht mit einem Lächeln, dann folgt ein kurzes, mit Humor und Leichtigkeit gewürztes „Ach, wirklich? Das ist aber nicht gut, oder?“. Die 22-jährige Studentin ist seit Sonntag ihren Tiroler Junioren-Schwimmrekord über 100 Meter Kraul los. Lena Kreundl, das 14-jährige Jahrhundert-Talent des SC Wörgl, schraubte die Bestzeit aus dem Jahr 2005 bei den Hallen-Staatsmeisterschaften von 58,70 Sekunden auf 58,19. Die Bad Häringerin mit oberösterreichischen Wurzeln qualifizierte sich damit um zarte 0,04 Sekunden für die Junioren-Europameisterschaft in Antwerpen (BEL) Anfang Juli. Kreundl: „Das ist sicher mein größter Erfolg. Damit habe ich nicht gerechnet.“
Am Stellenwert des Erreichten lässt auch Trainer Harald Siller keine Zweifel. „Lena hat das größte Potenzial. Ihr enormer Ehrgeiz ist das, was sie so stark macht“, lobt Wiesinger sie. Fast sechs Jahre durfte Siller die mehrfache Jugend-Staatsmeisterin trainieren – ehe die erfolgsverwöhnte Liaison im September ihrem Ende entgegensteuert. Kreundl wechselt ins Leistungszentrum nach Linz, wo sie aufgewachsen ist, ehe mit sieben Jahren der Umzugswagen Richtung Tirol abfuhr. Die Vorteile in Linz: bessere Trainingsmöglichkeiten. Der Ausblick auf eine große Karriere.
In Wörgl ist die Ausstattung auf Schwimmtraining beschränkt, einzig in Innsbruck wird seit Dezember speziell an kräftigen Armen gewerkelt. Siller: „Wir unterstützen sie voll bei ihrem Wechsel. Für ihren Werdegang ist das unerlässlich.“ Kreundl selbst bringt ihren Wechsel von trauter Familie ins Internat so auf den Punkt: „Ich will das unbedingt. Und solange ich das wirklich will, stehen meine Eltern hinter mir.“
Stengg, die fröhliche Studentin, kosten solche Geschichten nur ein entspanntes Lächeln. Sie kennt das alles. Sie fing mit 13 Jahren mit dem Leistungssport an, wanderte als 16-Jährige nach Wien aus, trainierte dort dann im Leistungszentrum. Sie war bei der Junioren-EM, schwamm ganz vorne mit. Ehe 2009 der sportliche Schlusspunkt folgte. Stengg: „Es war hier kein Geld zu verdienen. Am Anfang war die Umstellung sehr schwierig, aber ich habe es nie bereut.“ Bereuen möchte auch Rekord-Nachfolgerin Kreundl nichts, deswegen wird alles fleißig in die Zukunft investiert. Die nicht Tirol heißt. Eine Tatsache bleibt somit bestehen: Im September wird Tirol ein Schwimmtalent weniger im heimischen Becken haben.