Innsbruck-Wahl

Rochade bei der VP: „Zugpferd“ Platzgummer löst Gruber als BM-Kandidat ab

Knalleffekt bei der Innsbrucker Volkspartei: Christoph Platzgummer löst wenige Wochen vor der Wahl Franz Xaver Gruber als Bürgermeisterkandidat ab.

Innsbruck - Christoph Platzgummer meldet sich mit einem Paukenschlag zurück: Bei einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag wurde der im Frühjahr 2009 zurückgetretene ehemalige „Für Innsbruck“-Vizebürgermeister als neuer VP-Bürgermeisterkandidat vorgestellt. Er löst damit den derzeitigen Vizebürgermeister Franz Xaver Gruber ab. Hintergrund könnten die schwachen Umfragewerte Grubers sein. Er kam zuletzt auf lediglich 9 Prozent, die VP auf 15 Prozent. Dieser Darstellung wiedersprach Gruber gegenüber der TT.

„Seit meiner Übernahme der Stadtpartei sind alle Werte konstant über jenen der letzten Innsbruck-Wahl gelegen. Bei den Verfolgern der Bürgermeisterin lag ich immer in Front.“ Dennoch habe er sich entschlossen Platzgummer um seine Kandidatur zu bitten. „Ich möchte keine Allparteienregierung. Bei der Bürgermeisterin konnte ich zuletzt keinen klaren Kurs mehr feststellen.“ Platzgummer sei keine „lahme Ente“, sondern ein „echtes Zugpferd“. Mit ihm stünden die Chancen besser, ein starkes „bürgerliches Lager zusammenzuführen“ und zur Wahl zu stellen.

Gruber wird bei den Gemeinderatswahlen am 15. April den ersten Listenplatz zwar behalten, aber klar zur Nummer zwei degradiert. Eine schlüssige Strategie, in Anbetracht dessen, dass die Bürgermeisterkandidaten in Innsbruck erstmals direkt gewählt werden.

Am vergangenen Donnerstag hatte Gruber anlässlich der Präsentation der VP-Liste für die Wahlen noch voller Überzeugung angekündigt, Bürgermeister werden zu wollen. Auch Wahlplakate mit seinem Konterfei waren bereits affichiert worden. Bei der Pressekonferenz am Dienstag war es dann Platzgummer, der meinte: „Ich will Bürgermeister werden“.

Absage für Gelb-Rot-Grün-Experiment

In einer ersten Stellungnahme erklärte Franz Xaver Gruber über seine Facebookseite: „Das ist die richtige Entscheidung für die Stadt Innsbruck und unsere Wertegemeinschaft. Wir wollen einen konstruktiven bürgerlichen Weg gehen und alle bürgerlichen Kräfte in dieser Stadt einen. Wir erteilen einem gelb-rot-grünen Experiment damit eine klare Absage. Ich bleibe Spitzenkandidat der Liste und stelle mich selbstverständlich auch dem Vorzugsstimmensystem.“

Platzgummer kündigte an, im Falle eines Scheiterns nur einfacher Gemeinderat werden zu wollen und nicht in den Stadtsenat einzuziehen. Der 50-Jährige war bis Mai 2009 als Vizebürgermeister der Liste „Für Innsbruck“ in der Stadtregierung tätig und wurde lange Zeit als Nachfolger Hilde Zachs gehandelt. Im Mai 2009 hatte er nach dem Bekanntwerden eines Finanzloches in der Höhe von rund 950.000 Euro im Zusammenhang mit der EURO 08 seine politischen Ämter zurückgelegt. Tatsächlich dürften seinem „freiwilligen Rücktritt“ damals auch interne Machtkämpfe vorausgegangen sein.

SPÖ: „Begleichen von alten Rechnungen“

„Mit der Absetzung von Franz Gruber und der Inthronisierung von Christoph Platzgummer scheint in der ÖVP das Begleichen von alten Rechnungen mit der Fraktion der Bürgermeisterin in den Vordergrund zu rücken“, findet Innsbrucks SP-Chef Ernst Pechlaner. „Angesichts der immensen Kosten für den bisherigen Franz-Gruber-Wahlkampf scheint in der ÖVP Geld auch weiterhin keine Rolle zu spielen“, vermutet Pechlaner.

Grüne: „VP löst sich in Chaos auf“

„Nach dem Rücktritt des skandalgebeutelten Landesrats Switak und den folgenden Rochaden hat das VP-Chaos nun auch Innsbruck erfasst“, so die Grüne Spitzenkandidatin Sonja Pitscheider. „Dass nun Platzgummer Gruber ablösen soll, obwohl dessen Plakate schon hängen, zeigt, dass auf diese VP kein Verlass mehr ist.“ Platzgummer komme nicht ohne Altlasten zurück in die Stadtpolitik, der ehemalige Vizebürgermeister sei damals nicht ohne Grund zurückgetreten, meint Pitscheider.

FP: “Gruber begeht Fahnenflucht“

„VP-Obmann Franz Gruber begeht wenige Wochen vor der Wahl Fahnenflucht und hinterlässt ein Chaos“, sagte FP-Bürgermeisterkandidat August Penz in einer ersten Reaktion. Die Bürgermeisterfraktion „Für Innsbruck“ als auch die ÖVP seien in Personaldiskussionen gefangen. Ein „derartiges personelles Tohuwabohu“ habe Innsbruck nicht verdient, heißt es in der FPÖ-Aussendung. (TT.com)