Der Kampf um die Figur, ein Teufelskreis

Der tägliche Kampf mit dem eigenen Körper. Das traurige Thema „Essstörungen“ ist aktuell wie eh und je.

Los Angeles –Der Wunsch nach der perfekten Figur, der Hass auf den eigenen Körper oder schwerwiegende Probleme, die einen im wahrsten Sinne des Wortes von innen auffressen. Die Gründe, an einer Essstörung zu leiden, könnten unterschiedlicher nicht sein. Das ist wohl auch die Ursache dafür, dass – trotz vermehrter Aufklärung – noch immer kein „Allheilmittel“ dagegen gefunden werden konnte und laufend Mitmenschen daran neu erkranken.

Diese Woche war das Thema wieder einmal in aller Munde. So enthüllte unter anderem ein neues Buch, dass auch Ex-Beatle John Lennon († 1980) einst an Bulimie (Ess-Brech-Sucht) gelitten hätte. „Er war fasziniert von Unmengen verbotenem Essen. Essen befriedigte ihn und ängstigte ihn gleichzeitig“, erinnerte sich ein Freund in dem Werk. Doch auch das Drama um die immer dünner werdende Freundin von Baumeister Richard Lugner, Anastasia „Katzi“ Sokol, sorgte in den letzten Tagen für einige Sorgenfalten. Äußerte sich doch die 22-Jährige, die angeblich nur noch knapp 30 Kilogramm wiegt, auch über den Tod. Ein Schicksal, das bewegt und – so traurig es auch ist – einfach nicht neu ist.

Denn Essstörungen gab und wird es wohl immer geben. Schon Kaiserin Elisabeth von Österreich († 1898), vielen wohl bekannt unter dem Namen „Sissi“, hatte eine sehr fragwürdige Einstellung zu ihrem Körper. So trieb sie viel Sport, aß sehr, sehr wenig und achtete dabei immer genau auf ihr Gewicht. Auf ihre heute so krankhaft anmutende Wespentaille war sie besonders stolz ...

Doch sie sollte nicht die einzige Blaublüterin sein, die mit der Ernährung ein Problem hatte. Mehr als 100 Jahre nach ihr geriet auch Prinzessin Diana († 1997) in den gewichtigen Teufelskreis. „Die Essstörung fing in der Woche nach unserer Verlobung an. Mein Mann hatte die Hand auf meiner Taille und sagte: ,Na, bisschen Speck haben wir da, oder?‘ Das setzte in mir irgendetwas in Gang“, gestand die Ex-Frau von Prinz Charles Jahre später in einem Interview. „Ich war sehr verzweifelt und verletzt. Ich aß alles, was ich finden konnte, und hinterher übergab ich mich wie ein Tier. Ich war begeistert, denn ich dachte: Das ist es – so kann ich den Druck loswerden.“

Unter Druck stand in den 1990er Jahren auch Kronprinzessin Victoria von Schweden. Allerdings hatte sie ihn sich selbst gemacht. „Ich habe es wirklich gehasst, wie ich aussah. Mich selbst, Victoria, hat es gar nicht gegeben“, schilderte sie 2002. Sie habe sich in dieser Phase mit ihrer Magersucht empfunden wie ein „immer schneller fahrender Zug auf dem Weg Richtung Abgrund“. Ein Zug, den sie aber zu stoppen wusste: Nach ihrem Schulabschluss suchte sie professionelle Hilfe und konnte den bösen Geist in sich selbst besiegen.

Auch Dennis Quaid ging aus dem Kampf gegen die Magersucht als Sieger hervor. Für den Streifen „Wyatt Earp“ musste er einst 20 Kilogramm abnehmen – und konnte damit nicht mehr aufhören. „Viele Jahre lang war ich besessen davon, aufs Essen zu achten, Kalorien zu zählen und ständig Sport zu treiben.“ Das Gefühl, dick zu sein, bekam er aber trotzdem nie los. Erst nach einiger Zeit fand er den Ausweg aus der anfangs so hoffnungslos scheinenden Situation.

Eine Situation, die Geri Halliwell und Melanie Chisholm einst gemeinsam durchmachten. Die beiden waren Mitglied der bekannten Girlgroup Spice Girls und litten in dieser Zeit beide an Essstörungen. „Meine größte Sorge war, dass die Zeitungen schreiben könnten, ich hätte zugelegt“, gestand Chisholm Jahre später in einem Interview. Kollegin Halliwell hatte hingegen eine andere Sorge. Sie sei immer als „Plump-Spice“ betitelt worden. „Ich war die Fette, die Untersetzte.“ Eine Bezeichnung, die sie in die Krankheit trieb. Heute gelten aber beide als geheilt – wie auch Billy Bob Thornton, Mary-Kate Olsen, Lilly Allen, Diane Keaton und viele andere prominente Mitbürger. Doch das Risiko eines Rückfalls ist deshalb nicht gebannt. Das weiß auch Teenie-Star Demi Lovato. Die 19-Jährige litt lange an Bulimie und hadert noch immer mit ihrem Schicksal. „Es gibt Tage, an denen ich kämpfen muss. Die Leute denken, man sei wie ein Auto in der Werkstatt. Man geht hin, sie reparieren dich und du kommst nagelneu wieder raus. Das funktioniert aber so nicht. Man muss dauernd repariert werden. Es ist ein täglicher Kampf, dem ich mich den Rest meines Lebens stellen muss.“

Ein langwieriger Kampf, in dem sie – wie viele andere auch – am Ende hoffentlich die Oberhand behält. (APA, kew)