Wirtschaftspolitik

Chinas Wirtschaft steuert voll auf weiche Landung zu

Der ohnehin angeschlagenen Weltkonjunktur scheint der gefürchtete Einbruch der chinesischen Wirtschaft erspart zu bleiben.

Peking - Der ohnehin angeschlagenen Weltkonjunktur scheint der gefürchtete Einbruch der chinesischen Wirtschaft erspart zu bleiben. Eine ganze Schar von Konjunkturdaten signalisierte am Freitag zwar erstmals in diesem Jahr, dass die Wachstumslokomotive ihre Fahrt deutlich verlangsamt. Gleichzeitig jedoch zeichnet sich das an den Finanzmärkten heiß diskutierte Szenario einer „harten Landung“ nicht ab - dafür aber eine baldige Stimulierung der Konjunktur durch die Notenbank.

Die chinesische Industrie steigert den Statistiken zufolge ihre Produktion derzeit nicht mehr ganz so rasant wie zuletzt und auch die Investitionen und Einzelhandelsumsätze legen langsamer zu. Gleichzeitig dämmten ein deutlicher Inflationsrückgang sowie eine gemäßigtere Kreditvergabe Sorgen, der Notenbank könnten bei der Reaktion auf die konjunkturelle Abkühlung die Hände gebunden sein.

Volkswirte sind angesichts dieser Entwicklungen überzeugt, dass die Zentralbanker bald die Zügel der Geldpolitik lockern, um die Nachfrage anzukurbeln. Für die Regierung könnte damit ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen: Die Wirtschaft kühlt sich ausreichend ab, um spekulativen Investitionen ein Ende zu bereiten - und schafft gleichzeitig ausreichend Arbeitsplätze, um die soziale Stabilität zu erhalten.

Die Produktion legte in den ersten zwei Monaten des Jahres angesichts der erlahmenden Nachfrage im In- und Ausland gegenüber dem Vorjahr nur noch um gut elf Prozent zu - das langsamste Wachstum seit 2009. Dies trug dazu bei, dass sich die Inflation im Februar mit 3,2 Prozent auf den tiefsten Stand seit 20 Monaten abschwächte. In dieses Bild passten auch die Einzelhandelsumsätze, die am Jahresanfang mit rund 15 Prozent unerwartet langsam zulegten. Bei den Anlageinvestitionen, die im vergangenen Jahr für die Hälfte des Wirtschaftswachstums verantwortlich waren, registrierten die Statistiker zwar immer noch ein Plus von gut 21 Prozent. Dies ist jedoch der niedrigste Stand seit zehn Jahren.

Gleichzeitig vergaben die Banken deutlich weniger Kredite als erwartet. Volkswirte rechnen nun damit, dass die Behörden von den Banken weniger Einlagen verlangen und auf diese Weise die Kreditvergabe stimulieren. Die Notenbank hatte diese Mindestreserveanforderungen im vergangenen Jahr im Kampf gegen die ausufernde Inflation auf immer neue Rekordwerte geschraubt. Diesen Kurs dürfte sie nun rückgängig machen. „Die Inflationsgeschichte ist vorbei“, brachte es die britische Großbank HSBC auf den Punkt. Für die Behörden habe jetzt wieder Wachstum und nicht mehr der Kampf gegen die Inflation höchste Priorität. (APA/Reuters)