Wenn das Staunen kein Ende nimmt

Der Stopp der Freeride-World-Tour in Fieberbrunn ließ keine Wünsche offen. Erst recht nicht für zwei siegreiche Damen.

Von Max Ischia

Fieberbrunn –Matthias Haunolder war knapp vorm Durchdrehen. Ach was. Der nach einer Schulteroperation rekonvaleszente Walchseer drehte durch. Zumindest nach eigenem Bekunden. „Wie geil, i drahn durch, des gibt‘s nit, das ist der Sieger“, frohlockte der Vorjahresdritte während der waghalsigen Fahrt seines Atomic-Markenkollegen Tobias Tritscher. Der 22-jährige Steirer, der erst am Donnerstag von einem Einladungsrennen (Red Bull Cold Rush) aus Colorado eingeflogen war, zauberte eine rotzfreche Linie in den Pulverschnee und wurde von den gut 3000 staunenden Zuschauern am Lärchfilzkogel entsprechend gefeiert. Nur blöd, dass die vierköpfige Jury die allgemeine Begeisterung nur bedingt teilte. Letztlich landete der dank einer Wild-Card ins Elitefeld gerutschte Tritscher bei seiner World-Tour-Premiere auf Rang neun. „Damit kann ich gut leben.“

Ähnliches sagte auch der Vorjahressieger Stefan Häusl, der als bester Österreicher Rang fünf belegte. „Es war ein sauberer Run, vielleicht hat das letzte Quäntchen gefehlt.“ Das wiederum packte US-Boy Drew Tabke aus, der nebst einer feinen Linie mit einem 360 (Schraube), einem Backflip (Rückwärtssalto) und einem hohen Cliffdrop (Sprung über Felsen) glänzte und sich zu Recht über seinen ersten World-Tour-Sieg bei den Freeskiern freuen durfte.

Snowboard-Größe Flo Orley machte derweil unter der strahlenden Mittagssonne ein Gesicht wie nach sieben Tagen Regenwetter. „Ich hatte eine extrem fordernde Linie geplant, habe diese aber nach dem Aufstieg wieder verworfen.“ Eine Bauchentscheidung, wie der Routinier aus Innsbruck meinte. Dass Plan B nicht immer die schlechtere Variante sein muss, bewies letztlich sein zweiter Endrang. „Ganz ehrlich, darüber bin ich jetzt ein bisserl überrascht.“

Völlig aus dem Häuschen war indes Eva Walkner. Die ehemalige ÖSV-Alpin-Hoffnung, die bei ihren acht Weltcupeinsätzen allerdings punktelos geblieben war, feierte ihren ersten Saisonsieg. „Es war das erste Mal, dass ich wirklich restlos zufrieden bin mit meinem Lauf“, lächelte die Salzburgerin, die von einem perfekten Tag sprach. Passenderweise schwappte wenig später La Ola begleitet vom Juli-Hit „Die perfekte Welle“ durch die Zuschauerränge. Perfekt lief es auch für die Arlbergerin Liz Kristoferitsch, die sich die Snowboard-Wertung krallte.

Für den standesgemäßen Schlusspunkt eines perfekten Freeride-Events (Kompliment an OK-Chef Bernie Pletzenauer und sein Team) sorgte Air-Race-Pilot Hannes Arch mit einer spektakulären Flugshow. Staunende Augen, wohin man blickte. Nicht das erste Mal an diesem – perfekten – Tag.