Wann kommt Benni Raich 2.0?
Die Tiroler Tageszeitung auf Spurensuche: Wie heißen die Erben von Benjamin Raich, Mario Matt oder Nicole Hosp? Und welche Hürden erwarten Leute wie Europacupsieger Florian Scheiber?
Von Florian Madl und Christoph Messner
Innsbruck –Zählt man Lisa Magdalena Agerer (Nauders) dazu, waren es genau genommen zwei Tiroler, die dem Europacup heuer ihren Stempel aufdrückten. Doch die 20-Jährige startet nun einmal für den italienischen Verband und somit vertrat auf dem Podium einzig Florian Scheiber die heimischen Farben. Ein neues Gefühl war es für ihn ja nicht, als er kürzlich im Aostatal den Pokal des Gesamtsiegers in die Höhe stemmte. Der Unterschied zum Erfolg 2008/2009: „Es war diesmal viel schöner als das erste Mal, da ich in den vergangenen zwei Jahren oft an mir gezweifelt habe.“
Nachdenkliche Worte des 24-Jährigen, der sich mit seinem Erfolg einen Fixplatz im Weltcup erkämpfte. Einst beschritt er mit Marcel Hirscher die Karriereleiter, „aber ein Jahrhunderttalent wie er bin ich nicht“. Seinem guten Bekannten Beat Feuz (SUI) war er Zeit seiner Karriere in den schnellen Disziplinen ebenbürtig, im Weltcup klappte es bislang allerdings nicht: Platz 22 beim heurigen Weltcup-Einsatz in Kvitfjell (Super-G) steht als bestes Ergebnis.
„Bleibe ich verletzungsfrei, dann kann ich mitmischen“, glaubt der Söldener. Und darunter versteht er Plätze unter den Top 20 im Weltcup. Von der alpinen Ski-Weltmeisterschaft 2013 in Schladming wagt Florian Scheiber nicht zu träumen, der Zollbeamte begnügt sich vorerst mit der Weltmeisterschaft seiner Berufssparte. Ein kleiner Vorgeschmack auf die kommende Saison – mit Leuten wie Blardone (ITA), Fanara oder Richard (beide FRA) wird er es auch kommende Saison zu tun bekommen. Was den Weltcup vom Europacup unterscheidet? „Die härteren Pisten“, glaubt Scheiber. Für ihn sei das ein Vorteil.
„Die Hänge sind flach im Europacup, da braucht es schon einige Zeit, sich an die höhere Geschwindigkeit in Abfahrt und Super-G zu gewöhnen“, erinnert sich auch Speed-Spezialistin Stefanie Moser an ihre ersten Weltcup-Einsätze zurück. Dass sie im abgelaufenen Winter endgültig den Sprung in den Weltcup geschafft hat, bewies die 23-Jährige aus Reith im Alpbachtal beim Weltcup-Super-G in Garmisch-Partenkirchen mit Platz neun. Ein Ausrufezeichen im Hinblick auf Schladming. „Die Heim-WM ist natürlich das Ziel“, blickt Moser bereits zuversichtlich der neuen Saison entgegen.
Die jüngsten Erfolge von Scheiber und dem Junioren-WM-Titel der 18-jährigen Zillertalerin Stephanie Brunner im Slalom haben auch Gefallen beim Alpinreferenten des Tiroler Skiverbandes, Harald Kirchmair, gefunden. „Die junge Garde zeigte hervorragende Leistungen, nun gilt es, verletzungsfrei zu bleiben und die ersten Weltcup-Einsätze bestmöglich zu nutzen.“ Ehrenpräsident des TSV, Reinhard Eberl, sieht (noch) keine neuen Raichs, Matts und Hosps in naher Zukunft. „Ein Superstar ist nicht planbar, der muss sich erst im Laufe der Jahre entwickeln.“
Die erste Möglichkeit dafür bieten derzeit die österreichischen Meisterschaften in Innerkrems beziehungsweise auf der Gerlitzen:
„Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und es hat funktioniert“, schmunzelte etwa die 18-jährige Ricarda Haaser gestern nach dem 1. Durchgang im Riesentorlauf, als sie lediglich fünf Hundertstel hinter Niki Hosp auf Platz zwei fuhr. Am Ende wurde sie gute Vierte. Die Titel holten sich zwei Tiroler mit Weltcup-Erfahrung: die Fließerin Stefanie Köhle und Christoph Nösig aus Längenfeld.
Es gibt sie – die Tiroler, die dem nächsten Winter ihren Stempel aufdrücken können.