Kunstvoller Galopp
Wunschkonzert der großen Namen: eine Auswahl aus der Sammlung des Kunstmuseums Liechtenstein auf der RLB Kunstbrücke.
Von Edith Schlocker
Innsbruck –Bankgeschäfte im Zusammenhang mit Liechtenstein sind in letzter Zeit von eher zweifelhaftem Ruf. Nicht so die der RLB Tirol, wo das liechtensteinische Kunstmuseum der Partner ist. An Jahren ist das im Herbst 2000 eröffnete Museum zwar jung, seine Sammlung ist aber beachtlich. Enthält nicht zuletzt durch Dauerleihgaben Objekte, die sich selbst das gut dotierte Haus nicht leisten könnte.
Die Kuratorin der RLB Kunstbrücke, Silvia Höller, durfte sich für die aktuelle Schau aussuchen, was sie wollte. Und dass die Qual der Wahl keine leichte war, zeigt ihre Auswahl. Die mit ganz großen Namen und nicht immer ganz großen Arbeiten daherkommt. Präsentiert in drei Abschnitten, in denen es um „den Blick“, „das Wort“ bzw. „die Geste“ geht.
Die Bandbreite des Gezeigten ist riesig. Schafft Nachbarschaften, die absurder kaum sein könnten. Wenn etwa Carl Spitzwegs biedermeierlich idyllischem „Bücherwurm“ die witzig-hintergründigen „Straßenschildern“ von André Thomkins (1930–1985) bzw. der wunderbar animierte Film „Automatic Writing“ (2003) des Südafrikaners William Kentridge gegenübergestellt werden.
Ein ebenso rascher Galopp durch die neuere Kunstgeschichte führt die Abteilung „der Blick“ vor. Angefangen mit Franz von Lehnbachs Porträt seiner Tochter, das in seiner Opulenz bereits 1899, als es entstanden ist, sehr alt aussah. Genauso wie die zehn Jahre später von Lovis Corinth gemalte „Susanna im Bade“.
Unmittelbar dem Betrachter ins Auge schaut die von Valérie Belin in fotografischer Schärfe porträtierte Frau, während die Zeichnungen Alberto Giacomettis eines Mannes aufgelöst sind zu einem feinen Gespinst von Linien. Man Ray würde man niemals das Bild zuordnen, das dieser 1953 von Arcimboldo gemalt hat, das in einer schwarzen Höhle gezeigte „Gespenst mit Leintuch“ (1962) von Meret Oppenheim sehr wohl.
Obwohl das Kunstmuseum Liechtenstein die größte Arte-Povera-Sammlung der Welt besitzt, ist in der Schau nur eine kleine feine Collage von Giulio Paolini zu sehen. Ins Foyer wurde dagegen ein riesiger Penck gehängt und ein mit Holzfigürchen von Stephan Balkenhol belebter „Cylinder Inside Cube“ von Dan Graham gestellt.
Sehr kontrovers kommt auch das Gestische daher. Angefangen von einer kleinen „Schwurhand“ des großen Beuys über den zur Skulptur gewordenen gelben Boxerhandschuh von Georg Herold und einer flotten Zeichnung von Le Corbusier bis zur spitzentanzenden „Elsa“ von Rebecca Horn.