„Wir haben Potenzial für mehr“

Vor dem Auswärtsspiel gegen Sturm Graz (morgen, 20.30 Uhr/live auf Life Radio) nimmt Wacker-Obmann Kaspar Plattner (72) zur nahen Vereinszukunft Stellung. Der Fußball-Traditionsklub soll vorne mitmischen.

Wie geht es dem Wacker-Obmann nach 25 Runden Fußball-Bundesliga?

Plattner: Mit der sportlichen Situation bin ich nicht unzufrieden, aber auch nicht zufrieden. Von der Spitze sind wir nicht weit weg, nach hinten sind wir abgesichert. Nur hätten wir Spiele wie das gegen Ried mit drei Punkten beenden können – dann wären wir vorne dabei. Das bedeutet mehr Zuschauer. Ein Sprung nach vorne wäre also wünschenwert.

Ihre sportliche Führung wird darauf mit dem begrenzten Budgetrahmen argumentieren.

Plattner: Die Zuschauer erwarten sich, dass die Möglichkeit vorhanden ist, in der Tabelle weiter vorne zu sein. Letztes Jahr war das Bestreben da, den Abstieg zu vermeiden. Mittlerweile ist es wichtig, dass es weiter vorne um etwas geht. Warum weniger Zuschauer kommen? Ein siebenten oder sechster Platz sind weniger reizvoll als ein vierter oder fünfter.

Dennoch wird mehrfach darauf hingewiesen, dass der Verein aus den vorhandenen Ressourcen das Maximum herausholt.

Plattner: Das sehe ich nicht so. Wir haben einen ansprechenden Spielerkader mit sehr guten Leuten, sodass wir auch das Potenzial hätten, in der Tabelle weiter vorne zu sein.

Die Rieder haben bei den Legionären ein Goldhändchen bewiesen, deren Spanier erweisen sich als spielbestimmend. Trifft das auch auf den FC Wacker zu?

Plattner: Das ist die große Frage, die es noch zu besprechen gilt. Wenn du den Fußball allgemein siehst, dann müssten Legionäre herausragen, Durchschnittslegionäre helfen nicht weiter.

Im Fußball gehört Fluktuation zum Tagesgeschäft. Zuletzt soll der Name Walter Kogler als möglicher Salzburg-Trainer aufgetaucht sein.

Plattner: Spekulationen und Gerüchte gibt es immer wieder, und wenn eine Mannschaft stagniert und nicht den erwünschten Erfolg bringt, dann werden immer Trainerwechsel befürchtet. Aber wie gesagt: Mich hat diesbezüglich niemand kontaktiert und Walter Kogler auch nicht.

Erscheint auch auf dem Trainersektor ein Tiroler Weg denkbar? Immer wieder kursieren die Namen der Ex-Spieler Roland Kirchler (derzeit bei Westligist Wattens, Anm.) und Michael Baur (Westligist Anif, Anm.).

Plattner: Wie man weiß, bin ich ein Patriot und suche gerne den Tiroler Weg, aber bezüglich einer Trainerfrage habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Sind Sie mit dem eingeschlagenen Tiroler Weg, dem Einsatz von Tiroler Talenten, zufrieden?

Plattner: Es würde mich freuen, wenn wir mehr junge Tiroler auf dem Weg zur Bundesliga begleiten könnten.

Das Jubiläumsjahr 2013 (100. Geburtstag des Vereins, Anm.) steht vor der Tür. Was wünschen Sie sich? Etwa den Titel?

Plattner (lacht): Der Meistertitel wäre wunderschön, aber daran glaube ich nicht. Dazu müssten wir den Kader stark verändern und dazu wären mehr als 6,9 Millionen Euro notwendig (Budget, Anm.). Ich bezweifle, dass mehr Geld kommt. Aber vorne mitzuspielen müsste möglich sein, das ist nicht abwegig.

Auch die Innsbrucker Bürgermeisterwahl steht bevor. Welche Erwartungen haben Sie an das alte oder neue Stadtoberhaupt?

Plattner: Dass für den Sport immer mehr getan werden könnte, bleibt meine Meinung. Das gilt etwa für den Nachwuchsbereich.

Um beim Geld zu bleiben: Müssen die Zuschauer in der kommenden Saison mit einer Erhöhung der Wacker-Eintrittspreise rechnen?

Plattner: Ich glaube, wir bleiben auf dem gleichen Niveau wie bisher: durchschnittlich bis moderat im Bundesliga-Vergleich.

Sie haben bei der jüngsten Generalversammlung Ihre Obmannschaft trotz zahlreicher Überlegungen verlängert. Denken Sie bei Ihrer Obmannschaft über den Jahresrhythmus hinaus?

Plattner: Ich mache meine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen und stehe auch dazu, dass ich ein Mensch mit Visionen bin. Und da wir jetzt bekanntlich schon viel erreicht haben, sportlich wie wirtschaftlich, wäre es fatal, den Verein zu verlassen. Aber wenn Kritiker den Verein übernehmen wollen, bin ich gerne bereit, das Amt zu übergeben.

Das sagten bereits alle Ihre Vorgänger. Warum ist es nur so schwer, für einen Traditionsverein mit dem zweifelsohne größten Renommee in Tirol ein Oberhaupt zu finden?

Plattner: Weil es mit sehr viel ehrenamtlicher Arbeit verbunden ist und man ständig als Bittsteller dargestellt wird. Aber trotz allem hängt mein Herz am Verein und es erfüllt mich mit Stolz, ein Wackerianer zu sein.

Das Gespräch führte Florian Madl