Raubmord in Wiesing

Leiche in Auto gefunden: Acht Kilo Gold als Mordmotiv

Die Filialleiterin der Raika Strass fiel einem minutiös geplanten Gewaltverbrechen zum Opfer. Wer hinter dem Mord an der 49-Jährigen steckt, ist derzeit noch unklar.

Von Thomas Hörmann

Wiesing – „Dieser Fall hat uns in Erstaunen versetzt!“ Mit diesen Worten eröffnete Christoph Hundertpfund, stv. Leiter­ des Landeskriminalamtes­, eine Pressekonferenz über einen Mordfall, dessen Drehbuch aus Hollywood stammen könnte. Ein „minutiös­ geplantes Verbrechen“, das am Donnerstagabend eine 49-jährige Bankprokuristin das Leben kostete. Das Motiv­ ist 333.000 Euro wert: acht Kilo­ Gold.

Entdeckt wurde der Raubmord nach einer Anzeige bei der Polizei in Jenbach: Ein weißer Mercedes würde auf einer Gemeindestraße, 100 Meter vom bekannten Café­ Rofan in Wiesing entfernt, den Verkehr behindern, ärgerte sich eine Zeugin.

Als Polizisten gegen 9.45 Uhr beim „Verkehrshindernis“ eintrafen, entdeckten sie im Wageninneren eine leblose Frau. Für die Besitzerin des Wagens kam jede Hilfe zu spät – der Sprengelarzt konnte nur noch ihren Tod feststellen.

Das Opfer war den Beamten nicht unbekannt. Die 49-Jährige aus dem Raum Jenbach leitete zuletzt als Prokuristin die Raiffeisenfiliale in Strass.

Aber nicht ihre berufliche Position, sondern der Zustand des Wagens ließ bei den Beamten die Alarmglocken schrillen. „Der Innenraum des Autos war mit Ruß bedeckt, außerdem fanden wir im Mercedes die Überreste einer Signalfackel für Not­situationen“, beschreibt Hundertpfund die Szene. Eine­ Fackel der Marke Comet, wie sie etwa von Schiffbrüchigen verwendet wird. Im Wiesinger Kriminalfall aber die Mordwaffe, für 14,50 Euro zu beziehen im Internet.

„Wir haben den Mercedes sofort zum Landeskriminalamt nach Innsbruck gebracht und dort einer genauen Untersuchung unterzogen“, schildert Hundertpfund. Das Ergebnis: „Wir gehen davon aus, dass der Täter den Wagen­ samt Opfer in Flammen aufgehen lassen und dabei sämtliche Spuren vernichten wollte­.“

Ein Plan, der nicht aufging. Wie die Kriminalisten vermuten, sorgten die geschlossenen Autofenster für einen Sauerstoffmangel, der die Fackel­ erlöschen ließ.

Zu dieser These passt auch das Ergebnis der Obduktion­. „Als Todesursache wurde eine Kohlenmonoxyd-Vergiftung­ festgestellt“, so Hundertpfund.

An der Leiche waren keine gröberen Verletzungen feststellbar. „Nur Druckstellen an den Handgelenken, offenbar­ ist das Opfer festgehalten worden.“

Auch das Motiv und der Zeitpunkt der Ermordung stehen inzwischen fest: „Wir haben erfahren, dass das Opfer­ über einen längeren Zeitraum Verhandlungen über ein größeres Goldgeschäft führte“, sagt Hundertpfund. Konkret ging‘s dabei um acht Kilo Gold, die ein unbekannter­ „Kunde“ von der Raika kaufen wollte. Als Preis wurden 333.000 Euro vereinbart. Die Bedingung des Kunden: Der Deal müsse außerhalb der Bankräumlichkeiten­ abgewickelt­ werden.

Am Donnerstag war‘s so weit: Gegen 17.30 Uhr verließ die Filialleiterin die Raika­ in Strass. „Auf dem Überwachungs­video ist zu sehen, dass die 49-Jährige zwei Taschen trug“, erzählt Hundertpfund. Der vermutliche­ Inhalt: acht Goldbarren zu je einem Kilogramm.

„Die Frau fuhr nach Hause­ und aß etwas“, fährt Hundertpfund fort: „Wir wissen auch, dass sie das Haus gegen 21.30 Uhr wieder verlassen hat.“ Offenbar, um sich mit dem mörderischen Kunden zu treffen.

Was dann genau passierte­, ist noch unklar. Fest steht, dass das Gold verschwunden ist.

„Eine Zeugin, die auf der Achenseebundesstraße talwärts unterwegs war, sah gegen 22.15 am späteren Auffindungsort der Leiche die Hecklichter eines Pkw rot leuchten.“ Die Ermittler (Tel. 059133/70 - 3333) hoffen jetzt auf weitere Zeugen, denen zwischen 21.30 Uhr und 23 Uhr der weiße Mercedes aufgefallen ist.