Spurensuchen im Eigenen und im Fremden

Erstmals in Österreich: Die Fotografin Shirana Shahbazi zeigt im FO.KU.S des Innsbrucker BTV Stadtforums ihre Ausstellung „Then Again“.

Von Edith Schlocker

Innsbruck –Das Künstliche und das Natürliche interessieren Shirana Shahbazi gleichermaßen. Die Fotografie als Medium der Dokumentation genauso wie der Imagination. Beispiele von beiden Seiten ihres Werks zeigt die 36-jährige Iranerin, die in Dortmund Fotografie studiert hat und nun in Zürich lebt, nun als erste Einzelausstellung in Österreich im FO.KU.S der BTV.

Zweifel an der Abbildbarkeit der Wirklichkeit sind Shirana Shahbazi bei ihrer ursprünglichen Arbeit als Fotojournalistin gekommen. Besonders als sie in Teheran unterwegs war, wurde ihr klar, wie unmöglich es ist, mit Klischees oder Emotionen besetzte Bilder aus dem Kopf zu verscheuchen. Als Täterin genauso wenig wie als Opfer, als die, die das Foto schießt, genauso wie der Betrachter von diesem.

Indem Shahbazi ihre Motive oft ganz nah heranzoomt, spielt sie geschickt mit den Assoziationen des Betrachters. Entstanden sind diese Impressionen von Landschaften, Menschen und Strukturen auf Reisen – wo exakt, bleibt ein Geheimnis, ist für die Künstlerin auch nebensächlich. Bisweilen wird auch das Medium der Fotografie an sich in Frage gestellt. Indem Shahbazi etwa ein Porträtfoto in hyperrealistischer Manier malen lässt und das Gemalte dann wieder fotografiert.

Eyecatcher in der Schau sind aber zwei je 5,30 mal 3,30 Meter große Bilder. Gemalt von einem Iraner, der üblicherwei- se Filmplakate macht. Eines zeigt ein Blumenstillleben, das andere zwei Totenköpfe. Klassische Memento Moris, ins Riesenformat aufgeblasene Erinnerungen an die Vergänglichkeit. Die Transformation der Medien reizt die Künstlerin auch in einer weiteren Arbeit aus. In einem in monatelanger Arbeit geknüpften Teppich, der das Motiv eines gegenüber aufgehängten Landschaftsfotos aufnimmt. Um dasselbe zu zeigen und doch so ganz anders zu sein.

Als Fotografin ist Shahbazi total altmodisch. „Aus Qualitätsgründen“ arbeitet sie ausschließlich analog und die wunderbare Haptik ihrer riesigen Prints lässt keinen Widerspruch zu. Etwa eines Frauenporträts in zwei Sequenzen, bei dem man jedes Härchen, jede Pore angreifen zu können glaubt.

Shahbazi mag aber auch die pure Reduktion, die fast bildhauerisch angelegte Arbeit im Atelier. Wo sie sich ihre eigenen fotografischen Räume baut, raffiniert spielend mit Perspektiven, Flächen, Strukturen und Farben. In deren Zentrum sie bisweilen etwas Reales wie einen Apfel legt. Oder die aus abstrakten Ordnungen zusammengesetzte Struktur durch Doppel- oder Mehrfachbelichtungen zu einem hochkomplexen – im Zweidimensionalen zelebrierten – räumlichen Konstrukt verdichtet.