Die Missbrauchs-Opfer und ihre Forderungen
„Ein Minimum, was man angesichts der Gewalt- und Missbrauchsfälle an Aufklärung verlangen kann“, sagt ein Absolvent des Stifts Kremsmünster und Sprecher der Opfer zu dem vorgelegten Forderungskatalog.
Linz – Missbrauchs-Opfer aus dem Stift Kremsmünster in Oberösterreich haben einen Forderungskatalog vorgelegt. Die Stiftsführung überlegt noch, in welcher Form er umgesetzt wird. Das berichteten die Oberösterreichischen Nachrichten (Dienstag-Ausgabe). Der Katalog sei das Ergebnis eines Gespräch im Jänner, zu dem Abt Ambros Ebhart die Missbrauchsopfer eingeladen hatte. Mit Ausnahme eines Punktes sei er vom Abt zur Kenntnis genommen und akzeptiert worden. Passiert sei aber seither nichts, wird einer der Teilnehmer zitiert.
Gefordert wird ein Schuldeingeständnis und eine persönliche Entschuldigung bei allen bekannten Opfern und auch in der Öffentlichkeit. Weiters solle ein Mahnmal oder eine Skulptur auf dem Gelände des Stiftes errichtet werden, auf der klar und öffentlich sichtbar gemacht werde, was im Stift passiert sei. Das Kloster solle einen großzügig ausgestatteten Opferfonds einrichten, der von den Betroffenen unbürokratisch selbst verwaltet wird und die Missbrauchsfälle sollen von einer unabhängigen Expertenkommission wissenschaftlich aufgearbeitet werden. „Das sind keine überzogenen Forderungen. Das ist ein Minimum, was man angesichts der Gewalt- und Missbrauchsfälle an Aufklärung verlangen kann“, stellt ein Stiftsabsolvent und Sprecher der Opfer fest.
Abt Ambros erklärte gegenüber den OÖN, hinsichtlich der Anbringung einer Mahntafel und einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Missbrauchs- und Gewaltfälle sei noch alles offen. Es gebe verschiedene Meinungen, die es abzuwägen gelte. Bezüglich des Entschädigungsfonds halte man sich strikt an die Vorgaben der Klasnic-Kommission. Mehr als fünf Opfer seien bisher entschädigt worden.
Gegen mehrere Patres des Stiftes waren vor rund zwei Jahren Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe aufgetaucht. Sie reichen in die 1980er bzw. 1990er Jahre zurück. Abt Ambros Ebhart enthob daraufhin fünf Ordensleute ihrer Ämter. Er entschuldigte sich bei den Opfern, von denen sich 45 bei der Diözesanen Kommission gegen Missbrauch und Gewalt meldeten. Elf Verfahren wurden von der Staatsanwaltschaft eröffnet, alle bis auf eines aber wieder eingestellt, da die Vorwürfe strafrechtlich nicht relevant oder verjährt waren. Im letzten Fall, der einen 77-jährigen Pater betrifft, steht noch ein Sachverständigen-Gutachten aus. Wenn die Expertise vorliegt, wird die Staatsanwaltschaft Steyr entscheiden, ob Anklage erhoben wird. Der 77-Jährige ist inzwischen auf eigenen Wunsch aus dem Kloster ausgetreten.