Nach Unfall auf A13

Lkw von Mauer begraben: Tragödie mit womöglich großen Folgen

Experten prüfen, welche Hänge entlang der Brennerautobahn noch gefährdet sind und wo Stützmauern saniert werden müssen. Ein Verkehrskollaps könnte drohen.

Von Matthias Christler

und Marco Witting

Schönberg –Eine folgenschwere Kettenreaktion hat einen deutschen Lkw-Lenker gestern Früh das Leben gekostet. Die hohen Temperaturen heizten die Schneeschmelze an, dazu der Neuschnee vom Montag, ständiger Schneeregen bis in die Nacht und die hohe Luftfeuchtigkeit. Zu viel für den Hang. Um 5.15 Uhr hielt eine Betonstützmauer dem aufgestauten Druck nicht mehr stand und stürzte auf den Lkw des Deutschen. Landesgeologe Gunter Heißel untersuchte zusammen mit mehreren Kollegen den ganzen Tag über die Unglücksstelle auf der Brennerautobahn zwischen der Schönberg-Kehre und der Mautstelle: „Wir haben keine Hinweise, dass weitere Teile der Hunderte Meter langen Stützmauer umstürzen. Diese Prognose gilt aber nur für die nächsten Stunden“, sagte der Landesgeologe. „Solange die Schneeschmelze im Gang ist, muss man die gesamte Konstruktion hinterfragen.“ Zusammen mit den Verantwortlichen der Asfinag werde ständig erörtert, welche Mauerbereiche zusätzlich durch Ankerungen gesichert werden müssen. Heute oder spätestens morgen wollen die Landesgeologen mit Erkundungsbohrungen das Erdreich beim Hang überprüfen.

Für die Polizei kommt zudem eine Materialermüdung des zehn Meter langen und acht Meter hohen Teilstücks der Betonmauer in Frage. Ein Gutachten müsse das klären. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck wartet vorerst den Bericht der Polizei ab. Die umgestürzte Stützmauer wurde im November 2011 von Experten geprüft, erklärte gestern die Asfinag. Errichtet wurde die Mauer 1980. „Das ist eigentlich kein Alter. Da gibt es viel, viel ältere Mauern“, sagt der Abteilungsleiter für die betriebliche Erhaltung der Asfinag, Martin Kirchmair. Insgesamt gebe es an der Brennerstrecke „einige hundert Meter“, die mit einer derartigen Konstruktion (einer so genannten Spornmauer) gesichert sind. „Ich gehe nicht davon aus, dass es noch weitere Probleme gibt“, sagt Kirchmair. Dennoch werde man nach dem Vorfall ein „scharfes Auge“ auf die Mauern werfen und sie noch einmal genau begutachten. In den kommenden Tagen wird sich laut dem Abteilungsleiter der Asfinag auch zeigen, wie mit der Unglücksstelle weiter vorgegangen werden kann. Kirchmair will sich diesbezüglich auch auf keine Spekulationen einlassen, wie lange hier gearbeitet werden muss. Eine aufwändige Sanierung ist unumgänglich.

Eine Überbeanspruchung durch den ständig steigenden Schwer- und Individualverkehr habe keinen Einfluss auf das Unglück gehabt. Am Unfallort bleiben vorerst zwei Fahrspuren gesperrt. Hier habe man aber „einige Meter zur Verfügung“, um den Verkehr vorbeizuleiten. Derzeit ist nicht abzusehen, ob der Osterreiseverkehr von den Arbeiten betroffen ist. Und noch ein weiteres Problem könnte auf Reisende zukommen: Denn im Sommer wird bekanntlich die Brennerbahn-Strecke saniert. Mit einer Totalsperre im August und weitreichenden Behinderungen von Juni bis September. Behinderungen auch auf der A13 könnten zu einem Verkehrskollaps führen.