Teures Pflaster: Flucht in Immobilien heizt Preise in Tirol an
In Tirol wurden Einfamilienhäuser, Grundstücke und Eigentumswohnungen massiv teurer. Innsbruck legte laut Experten bei Wohnungen seit 2007 um 30 % zu. Heuer werden in Tirol Preissteigerungen von 2 bis 6 % erwartet.
Innsbruck – Aus Sorge um die weitere Entwicklung des Euro sind die Tiroler im vergangenen Jahr verstärkt in Immobilien geflüchtet. Im Vorjahr wurden neuwertige Eigentumswohnungen laut Angaben des Immobilienexperten Alexander Ertler im Schnitt um 3,9 % teurer. Privatgrundstücke in Tirol legten um 7,2 % zu, die Preise für Einfamilienhäuser zogen gegenüber 2010 sogar um 13,7 % an. Zum Vergleich: Die Inflation in Österreich lag bei 3,3 %.
Beim Immobilien-Vergleich handelt es um einen Vergleich der Angebotspreise. „In schwächeren Regionen wie dem Oberland kann der Kaufpreis bis zu 20 Prozent darunter liegen“, so Ertler. In Städten mit einer hohen Nachfrage wie etwa Innsbruck gebe es laut Ertler indes kaum Unterschiede zum tatsächlichen Kaufpreis. „Wenn man von einzelnen Top-Lagen wie dem ersten Wiener Bezirk oder Kitzbühel absieht, ist Innsbruck das teuerste Pflaster in Österreich“ sagt Ertler.
Die Immobilienpreise in Innsbruck seien während der Finanzkrise regelrecht explodiert. „Seit dem Jahr 2007 haben die Preise für Eigentumswohnungen in Innsbruck um 30 Prozent zugelegt“, rechnet Ertler vor. Demnach kosten Eigentumswohnungen in Innsbruck pro Quadratmeter von 2600 Euro (gebraucht) bis zu 4700 Euro und mehr (neuwertig, Top-Lage). Tirolweit liegen die Kaufpreise für gebrauchte Wohnungen im Mittelwert bei 2330 Euro, für neuwertige Wohnungen bei 3371 Euro je Quadratmeter. Absoluter Spitzenreiter sind Kitzbüheler Top-Lagen mit 6300 Euro und mehr je Quadratmeter. „Innsbruck und das Unterland sind in der Gunst der Anleger, Oberland und das Außerfern hinken hintennach“, meint Ertler.
Österreichweit hatte die Flucht ins Eigentum Folgen. Im Vergleich zu 2010 wurden im Vorjahr etwa 20 bis 30 % weniger Immobilien angeboten. Hier stellte allerdings neben dem Burgenland auch Tirol eine Ausnahme: Das Immobilienangebot legte um 2 % zu, trotzdem stiegen die Preise. Laut Ertler liegt der Grund darin, dass vermehrt Eigentumswohnungen nachgefragt wurden, angeboten hingegen wurden verstärkt Einfamilienhäuser. Die enormen Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern von 13 % seien lediglich ein Aufholeffekt, da die Preise für Einfamilienhäuser während der Krisenjahre jährlich um 1 bis 2 Prozent gefallen sind.
Auch Mieter mussten im Vorjahr mitunter tiefer in die Tasche greifen. In Tirol blieben laut Ertler die Preise für Privatmieten im Mittel (Median) bei etwa 10,3 Euro je Quadratmeter konstant, Kitzbühel und Kufstein wurden allerdings teurer.
Er rechnet damit, dass die Immobilienpreise in Tirol heuer im Schnitt erneut um 2 bis 4 Prozent zulegen. Vor allem in den innerstädtischen Regionen und in den Speckgürteln von Ballungszentren verteuerte sich der Wohnraum. „2012 geht der Trend zur Verknappung bei Eigentumswohnungen, wo es die Wunschimmobilie selbst für viel Geld nicht mehr gibt.“ Der Trend gehe daher zurück zum Haus im Speckgürtel außerhalb der Städte. Im Bezirk Innsbruck-Land rechnet der Immo-Experte daher mit Preissteigerungen von 3 bis 6 Prozent. Zudem gehe der Trend in Richtung Grundstückskauf. „Preise für Grundstücke in Tirol werden im zweistelligen Bereich steigen“, glaubt Ertler. Dass sich in Tirol eine Immobilienblase aufbaut, glaubt Ertler nicht. „Eine Immobilienblase entsteht nur, wenn mit viel Fremdkapital gekauft wird.“ Derzeit – so zumindest Ertler – seien viele Immobilien zu 50 % aus Eigenmitteln finanziert. (mas, APA)