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Pfarrgemeinderatswahl: „Wir sind Kirche“ ruft zum Widerstand auf

Die Kirchenreformer bieten den neu gewählten Pfarrgemeinderäten einen „Erste-Hilfe-Koffer“ an.

Wien – Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hat anlässlich der Pfarrgemeinderatswahl einmal mehr zum Widerstand gegen die starre Kirchenführung aufgerufen und Reformen gefordert. Den neu gewählten Pfarrgemeinderäten bot die Plattform einen Erste-Hilfe-Koffer an, der „Widerstandkraft, Wissen und Willen“ geben soll. „Wir wollen den Pfarrgemeinden beistehen, die ohnmächtig sind, aber noch nicht bewusstlos“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der „Wir sind Kirche“-Plattform, Martha Heizer, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vorsitzender Hans Peter Hurka und dem Pfarrmoderator Anton Alfred Achleitner am Dienstag.

Im Erste-Hilfe-Koffer finden die Pfarrgemeinderäte die Bibel, aus der sie „Widerstandkraft“ schöpfen sollen und einige weitere Bücher, die „Wissen“ über Kirchenrecht, weltweite Reformbewegungen und dergleichen vermitteln. Der „Willensstärkung“ sollen ein Fläschchen Rotwein, ein Stück Brot und eine rote Rose dienen. Der Wein ist Symbol für das „Miteinander-Reden und -Feiern“, das Brot steht für Hilfe und Zusammenhalt und die Rose für Freude, Heiterkeit und Gelassenheit, wie Heizer erläuterte und hinzufügte: „Feiern Sie viel und ausgiebig ohne Zensur.“

Die Plattform kritisierte anlässlich der Pfarrgemeinderatswahl, dass die Pfarrgemeinderäte zwar demokratisch gewählt werden, die Entscheidungen in den meisten Pfarren aber vom Pfarrer abhingen. „Die Pfarrgemeinderäte haben keine Entscheidungskompetenz. Sie sind im besten Fall Beratungsorgan und in vielen Fällen Vollzugsorgan des Pfarrers“, sagte Hurka. In vielen Pfarren „fehlt die positive Streitkultur“.

Die Folgen seien „Enttäuschung, Rückzug und Austritt“, so Hurka. Als Beleg dafür nennt er die niedrige Wahlbeteiligung von nicht einmal 25 Prozent. In zehn bis 15 Prozent der Pfarren sei überhaupt nicht gewählt worden. Dass fast jedes zweite Pfarrgemeinderatsmitglied neu in das Gremium gewählt wurde, sei zwar positiv. Hurka sieht das aber auch als Hinweis darauf, dass sich sehr viele Pfarrgemeinderäte - wohl aus Frustration und Ohnmacht - zurückziehen. (APA)