Gesellschaft

Tausende Ägypter bei Trauerfeier für Kopten-Papst Shenouda III.

Das Kirchenoberhaupt war am Samstag nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Wahl des Nachfolgers dürfte Monate dauern.

Kairo – Tausende Ägypter haben am Dienstag unter massiven Sicherheitsvorkehrungen bei der offiziellen Trauerfeier Abschied vom langjährigen Kopten-Papst Shenouda III. genommen. Das Kirchenoberhaupt war am Samstag nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren gestorben. Er war der koptisch-orthodoxen Kirche mit ihren rund zehn Millionen Gläubigen 40 Jahre vorgestanden. Zehntausende erwiesen ihm seitdem in der Markus-Kathedrale in Kairo, wo der Leichnam aufgebahrt war, die letzte Ehre. In dem Gedränge kamen am Sonntag drei Menschen ums Leben.

Nach dem Gottesdienst wurde der Sarg zu einem Militärflughafen gebracht, berichtete das ägyptische Staatsfernsehen. Von dort aus sollte der Leichnam zur letzten Ruhestätte geflogen werden, einem Wüstenkloster im nordägyptischen Wadi Natrun. Es war der Wunsch Shenoudas, dort begraben zu werden, wo er einst vom früheren ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat in die Verbannung geschickt worden war. Sadat hatte den Einsatz des Patriarchen für eine Gleichberechtigung der koptischen Minderheit missbilligt und ihn vom Amt enthoben.

An der Trauerfeier nahmen neben koptischen Geistlichen aus aller Welt eine vatikanische Delegation, der Präsidentschaftskandidat und ehemalige Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, der zur Muslimbruderschaft gehörende Parlamentsvorsitzende Saad al-Katatni, sowie der koptische Millionär Naguib Sawiris teil. Der herrschende Militärrat unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi hatte zuvor einen nationalen Trauertag angeordnet. Die Wahl des Nachfolgers des Kopten-Papstes dürfte mehrere Monate dauern. Das mehrstufige Auswahlverfahren ist sehr kompliziert. Ausschlaggebend für den 118. Nachfolger des Heiligen Markus ist laut koptischer Tradition „der Wille Gottes“: Nach der Wahl werden die drei Kandidaten mit den meisten Stimmen auf drei Zettel geschrieben. Bei einer Zeremonie in der Markus-Kathedrale entscheidet dann ein maximal neun Jahre altes Kind, dem zuvor die Augen verbunden werden, im Losverfahren über den nächsten Kopten-Papst.