Gesellschaft

Iran droht mit Vergeltung für möglichen Angriff Israels

„New York Times“: Das US-Militärs befürchten einen Regionalkrieg.

Teheran/Washington – Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hat Israel und den USA für den Fall eines Angriffs mit Vergeltung gedroht. „Wenn es einen Angriff des Feindes gibt - sei es von den USA oder des zionistischen Regimes - werden wir gleichermaßen angreifen“, sagte Khamenei am Dienstag. Das US-Militär befürchtet laut „New York Times“ die Ausweitung eines israelischen Erstschlags zu einem regionalen Krieg.

„Wir haben gesagt, dass wir keine Atomwaffen haben und keine bauen werden“, sagte Khamenei in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Ansprache zum iranischen Neujahrsfest. „Wir denken nicht an Angriffe oder Aggressionen, aber wir fühlen uns der Existenz und der Identität der Islamischen Republik verpflichtet.“ Der Koran erlaube für den Fall eines Angriffs eine Vergeltung. Israel sieht sich durch das iranische Atomprogramm in seiner Existenz bedroht und erwägt einen Militäreinsatz, um eine nukleare Bewaffnung des Iran zu verhindern. Auch US-Präsident Barack Obama hatte einen Angriff als letzte Möglichkeit nicht ausgeschlossen. Obama warnte aber zugleich vor einer vorschnellen Attacke und setzt auf das Wirken der gegen Teheran verhängten internationalen Sanktionen.

In einer Simulation der Folgen eines möglichen israelischen Angriffs auf die iranischen Atomanlagen warnte das US-Militär der „New York Times“ zufolge vor einem Regionalkrieg, in den die USA unweigerlich hineingezogen würden. Die Zeitung schrieb am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise, dass der US-Oberkommandierende für den Nahen Osten und den Persischen Golf, General James Mattis, bei einem israelischen Erstschlag gegen den Iran „schreckliche Konsequenzen“ befürchte. In dem zweiwöchigen Planspiel der US-Militärs ging es den Angaben zufolge um eine Ereignisabfolge, bei der der Iran nach einer israelischen Attacke Raketenangriffe auf US-Kriegsschiffe im Persischen Golf starten und etwa 200 US-Soldaten töten würde. Daraufhin könnte Washington seinerseits Vergeltungsangriffe auf iranische Atomanlagen starten.

Obama erklärte in einer Botschaft zum persischen Neujahrsfest, dass die internationale Isolation des Iran ein Ende haben könnte, wenn Teheran beim Atomprogramm einen „verantwortlichen Pfad“ einschlüge. Außerdem forderte er mehr Freiheiten für die iranische Bevölkerung. Mit der Zensur von Internet, Radio und Fernsehen habe Teheran einen „elektronischen Vorhang“ geschaffen. Der US-Präsident schlug in seiner Botschaft auch versöhnliche Töne an. Das Newroz-Fest finde in einer „Zeit anhaltender Spannungen zwischen unseren beiden Ländern“ statt, sagte Obama. Doch beide Seiten teilten eine „gemeinsame Menschlichkeit“. (APA/AFP)