Häufchen vom Wolf ist letzte Spur

Meister Isegrim ist im Oberland nach wie vor aktiv. Es gibt Kotfunde, Augenzeugen und ein Gerücht um Wolfswilderer.

Von Matthias Reichle

Landeck, Fließ –Was Reinhold Jäger sorgsam in einem Frischhaltebeutel aufbewahrt, hat – nach Ansicht des Fließer Biologen – irgendwann den Hinterausgang eines Wolfs passiert. Zu groß ist die Wurst, um von einem anderen Wildtier zu stammen, zu haarig, um auf einen Hund zu schließen.

Jägers Leidenschaft dreht sich um ein zentrales Thema: Meister Isegrim. Seit Jahren dokumentiert er Wolfssichtungen und Risse. Der Wolfskot wurde erst im Dezember 2011 auf frisch gefallenem Schnee entdeckt und dem Fachmann zugespielt. Ein Zeichen, dass die Wölfe, die 2009 und 2010 Schafe und eine Ziege in Imsterberg und am Piller gerissen haben, nach wie vor in der Region leben, behauptet er.

Auf Einladung von Forum Land präsentierte Jäger die Ergebnisse seiner Arbeit. „Vor fünf Jahren hätten wir nicht gedacht, dass wir heute über den Wolf reden“, betonte er. Inzwischen wandern Tiere sowohl aus Italien als auch aus Osteuropa ein – wie der Wolf, der 2010 am Piller nachgewiesen wurde. Mit spätestens zwei Jahren gehen männliche Wölfe auf Wanderschaft.

Der Biologe geht davon aus, dass ein Wolfsrudel bei uns ein Territorium von 120 bis 150 km2 beansprucht. Nach seinen Berechnungen fressen fünf Tiere neun Hirsche, 15 Rehe, 1,5 Gämsen und zwei Nutztiere pro Jahr. 2010 registrierte er den Ziegenriss am Piller und je einen Rehriss beim Schwaighof und den Meranz­wiesen. 2011 wurde ein Wolf von einem Schweizer Bergführer im Kaunertal und einem Pistenraupenfahrer am Krahberg gesichtet. Jäger vermutet mehrere Exemplare.

„Es gibt bereits eine inoffizielle Meldung, dass im Pitztal ein Wolf beiseitegeschafft wurde“, spielt er auf einen Fall von angeblicher Wilderei an. „Der Wolf ist da, wir müssen uns damit anfreunden“, appellierte er.

Wichtig sei, die Wolfsrisse in den Abschussplan miteinzubeziehen. Anwesende Bauern sahen die Gefahr, dass Schafe in den Koppeln angegriffen werden und dass sich der Wolf auf Haustiere spezialisieren könnte. Ein Jäger betonte, dass die Beunruhigung des Wildes durch Freizeitsportler und Jungjäger größer sei als durch den Wolf. „Da würde nicht schaden, wenn der Wolf einem Mountainbiker einmal in den Hintern beißt.“

Der Schweizer Bärenexperte Mario Theus war der zweite Vortragende des Abends: „Die Chance, dass auch ein Bär in der Schweiz, Österreich oder Deutschland auftaucht, ist gegeben.“ Herdenschutz sei schwierig, aber nicht so schwierig, wie auf dem Mond zu landen.