Studie

Elektroautos könnten Großteil der Wege abdecken

95 Prozent der Strecken, die mit dem Auto zurückgelegt werden, liegen in der Reichweite von modernen Elektroautos. Das haben Wiener Forscher herausgefunden.

Wien – Mit Elektroautos könnte mittlerweile ein großer Teil der täglichen Autofahrten abgedeckt werden, so die optimistische Einschätzung Wiener Wissenschafter. Im Zuge einer Studie der Technischen Universität (TU) Wien, der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) und dem Austrian Institute of Technology (AIT) zeigte sich, dass 95 Prozent der im Auto zurückgelegten Wege innerhalb der Reichweite moderner Elektroautos liegen. Der Umstieg zahle sich vor allem im Bereich der Kleinwagen aus, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der TU.

Für die Studie wurden über einen Zeitraum von drei Wochen Autos in Wien und Niederösterreich mit GPS-Sendern ausgestattet, um ihre Bewegungen aufzuzeichnen. Dabei zeigte sich, dass 95 Prozent der gefahrenen Wege kürzer als 50 Kilometer waren. Bei sparsamer Fahrweise wären heute Strecken von etwa 150 Kilometern mit E-Autos bewältigbar. Die eingeschränkte Reichweite von Elektroautos sei daher meistens kein Problem.

Bei etwa 60 Prozent aller untersuchten Klein- und Mittelklassewagen wären alle Fahrten ohne Einschränkungen auch elektrisch zu bewältigen gewesen. „Bei Kleinfahrzeugen stellt sich ein Umstieg auf Elektromotoren in den meisten Fällen als sinnvoll heraus“, erklärte Markus Litzlbauer vom Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der TU. Bei größeren Fahrzeugen, wie etwa Lasttransportern oder SUVs, sei der Wechsel schon schwieriger.

Ein Viertel der an der Studie teilnehmenden Fahrer legten im dreiwöchigen Beobachtungszeitraum jedoch mindestens einmal eine Strecke über 150 Kilometer zurück. „Bei längeren Strecken besteht die Möglichkeit, zwischendurch eine kurze Pause an einer Schnellladestation einzulegen“, so Litzlbauer. Wenn man die Möglichkeit der Schnellladung in die Überlegungen miteinbezieht, könnten Elektroautos sogar 80 Prozent aller Wege abdecken.

Was die Auflademöglichkeiten betrifft, würden laut der Untersuchung Ladestationen zu Hause und eventuell auch am Arbeitsplatz in den meisten Fällen reichen. Ein dichtes Netz an „Elektro-Tankstellen“ wäre somit nicht unbedingt nötig. Zu Hause und am Arbeitsplatz genüge jeweils eine gewöhnliche 230-Volt-Steckdose als Energiequelle, so die Studienautoren.

Die Energie für die Autos könnte zu einem großen Teil durch Photovoltaik erzeugt werden. Unter realistischen Annahmen, also bei Vorhandensein gemeinsamer Photovoltaik-Aufladestationen in Wohnsiedlungen und auf Parkplätzen am Arbeitsplatz, wären Solaranlagen möglich, die im Jahresdurchschnitt so viel Elektrizität erzeugen, wie die Autos verbrauchen. Da aber weder die Sonne immer gleich stark scheint, noch immer alle Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden, müssten eventuelle Engpässe mit Strom aus dem Netz überbrückt werden. Dieser Anteil könnte aber zu anderen Zeitpunkten wieder zurückfließen.

Was Reichweite und Infrastruktur betrifft, könne das Elektroauto schon einen großen Teil der Mobilitätsbedürfnisse erfüllen. Die Studie zeige, dass die Elektromobilität momentan eine immer praxistauglichere Option werde. „Das größte Hindernis für den Erfolg von Elektrofahrzeugen am Markt ist heute immer noch der hohe Preis der Batterie“, so Litzlbauer. (APA)