Wirte: Preise müssen steigen
Tirols Wirtesprecher ruft Branche zu Preiserhöhungen auf. WK-Preisanalyse zeigt großes Kostenloch für Gastronomen. Billigmenüs, Preisdruck und Rechenfehler verschärfen Druck.
Innsbruck –Die Preise in Tirols Wirtshäusern, Cafés und Pizzerien seien zu niedrig, meint Josef Hackl, Gastronomieobmann in der Wirtschaftskammer Tirol (WK). „Bei den Speisepreisen gibt es Handlungsbedarf“, sagte er am Mittwoch bei der Präsentation einer Gastro-Preisstudie. Konkret hätten die Verkaufspreise in den vergangenen zehn Jahren weniger stark zugelegt als die Kosten der Wirte.
Die Wahrnehmung vieler Tiroler, wonach vor allem seit der Euro-Einführung die Preise in Restaurants enorm gestiegen sind, lässt Fachgruppen-Geschäftsführer Peter Trost nicht gelten. Konkrete Zahlen dazu lieferte die WK in Form eines „Schnitzel-Index“: Demnach kostet ein Wiener Schnitzel vom Schwein in Tirol im Durchschnitt 10,78 Euro. Das sind 17 % mehr als im Jahr 2000. Um jedoch die Teuerung in der Gastronomie auszugleichen, hätten die Preise um fast 32 % steigen müssen, erklärte Studienautor Helmut List vom Berater Kohl und Partner, der für die WK den „Gastro Preisspiegel Tirol 2012“ erstellt hat.
Für diese Studie wurden die Speisekarten von 200 Tiroler Wirten untersucht, bei 20 wurden die Preise der vergangenen zehn Jahre analysiert. Fazit: Die Betriebsergebnisse hätten sich seither um zehn Prozentpunkte verringert. „Es wird immer schwieriger, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Aber es wurden auch Fehler gemacht“, sagte Hackl. Er rief die Branche dazu auf, besser zu kalkulieren und nicht nach der „Taschenlampen-Methode“ die Preise an jene des Nachbarn anzupassen. Die Karte sollte jedes Jahr adaptiert werden und nicht, etwa aus Angst vor dem Gast, bloß alle drei Jahre. Auch sollte stärker auf Regionalität gesetzt werden.
Den Wirten setzt zunehmend auch die wachsende Billigkonkurrenz durch günstige Mittagsmenüs zu, etwa in Möbelhäusern oder Supermärkten (siehe Artikel unten). So müsse man heute mit Billigschnitzeln ab 2,99 Euro konkurrieren. Eine Pleitewelle erwarten die Branchenvertreter dennoch nicht. Die Zahl von rund 5500 Gastronomiebetrieben sei in Tirol stabil – jährlich kämen rund 600 neue Betriebe dazu, 600 sperren wieder zu. Allerdings verschärfen weiterhin steigende Kosten, ein Mangel an qualifizierten Mitarbeitern und teils fehlende Weiterentwicklung die Lage. Die WK will nun mit Seminaren gegensteuern, die den Wirten wieder mehr Preis-Selbstbewusstsein geben sollen. (wer)