„Alle Schüler unter einem Dach“
Statt Sonderschulen abzuschaffen, will Bildungslandesrätin Beate Palfrader verschiedene Schultypen zusammenführen.
Von Katharina Zierl
Innsbruck –32 Sonderschulen gibt es derzeit in Tirol. Deren Abschaffung steht immer wieder zur Debatte. Zuletzt, als in einem Arbeitspapier des Unterrichtsministeriums Anfang Februar von einer „flächendeckenden Weiterentwicklung des inklusiven Schulsystems in Österreich“ die Rede war. Schritt für Schritt sollten demnach Sonderschulen aufgelöst und Kinder mit Behinderung im Regelschulwerk integriert werden.
Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader hält von einer Abschaffung der Sonderschulen nichts: „Es gibt Kinder mit bestimmten Behinderungen, die nur dort ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden können.“ Normale Schulen könnten das in vielen Fällen nicht leisten, erklärt Palfrader im TT-Gespräch. In einer öffentlichen Bildungsenquete (Arbeitstagung) des Landes sollen heute Donnerstag aktuelle Entwicklungen in der Integrationspädagogik und die Zukunft der Sonderschulen diskutiert werden. „Ich halte es für sinnvoll, dass wir die Schultypen unter einem Dach zusammenführen. Volksschul-, Integrations-, und Sonderschulklassen können dann sowohl getrennt als auch gemeinsam unterrichtet werden – je nachdem, was in welchem Bereich sinnvoller ist. So kann soziale Integration gelingen“, sagt Palfrader. Ein dementsprechender Modellversuch werde derzeit gemeinsam mit dem Landesschulrat geprüft.
Entscheidend sei, dass Eltern auch künftig die freie Wahl hätten, wo sie ihr Kind unterbringen wollen. „Eine objektive Beratung ist in diesem Zusammenhang das Um und Auf“, betont die Landesrätin. Daher arbeite man derzeit intensiv an einer Umstellung des Beratungssystems: „Die Entscheidung über die Zuschreibung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs von Kindern soll in Zukunft einheitlich und unabhängig über die Bühne gehen.“ Während die Erstellung derartiger Gutachten derzeit in vielen Fällen von Sonderschulleitern oder -lehrern vorgenommen wird, strebt Palfrader gemeinsam mit dem Landesschulrat eine personelle Trennung in diesem Bereich an.
Auch beim Begriff „Sonderschulen“ sieht die Bildungslandesrätin Verbesserungspotenzial: „Das klingt zu sehr nach Absonderung und das ist es nicht. Vielmehr ist es ein zusätzliches Angebot, eine Chance. Der Begriff Förderzentrum etwa würde mir weit mehr zusagen.“
Dass sich Befürworter der Sonderschul-Abschaffung meist auf die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung berufen, kann Palfrader nicht nachvollziehen: „Es geht in dem Artikel um Integration, aber nicht darum, wie Länder das konkret umsetzen sollen. Von einer Abschaffung der Sonderschulen ist jedenfalls nicht die Rede.“