Eine Sünderin, ein Engel, ein Schnüffler

Nach der Österreich-Premiere bei der Diagonale kommt Anja Salomonowitz‘ Debütfilm „Spanien“ ins Kino.

Innsbruck –Dem industriellen Hollywood-Kino wird gerne der Vorwurf gemacht, die kommerziellen Erfolge nach einer Schablone zu fertigen. Das lässt sich aber auch über Projekte sagen, deren Realisierung vom Urteil einer staatlichen Filmförderung abhängt.

Kein Fehler kann es sein, einen Mann aus Moldawien in Österreich stranden zu lassen. Allerdings möchte Sava (Grégoire Colin) nach Spanien, da „die Menschen dort Gott noch fürchten, und wo man Gott fürchtet, kann man gut leben!“

Glücklicherweise erzählt Sava dieses Märchen zuerst einem Dorfpfarrer (Wolf Bach­ofner), der zwar mit den Ohren wackelt, den Flüchtling aber in seiner Kirche beherbergt und als Möbelrestaurator beschäftigt.

Für die Kunst ist Magdalena (Tatjana Alexander) zuständig, die jeden Morgen ein Keks unter den Fußabstreifer vor ihrer Wohnungstür legt, um die Besuche ihres Ex-Mannes (Cornelius Obonya) kontrollieren zu können. Albert Smutny arbeitet für die Fremdenpolizei. Er riecht an Türschnallen, an der Bettwäsche seiner Ex-Frau sowieso: Sogar Scheinehen entlarvt er am Geruch der Betrüger. Manches Mal täuscht ihn die Nase, wenn es etwa drei gemeinsame Kinder gibt. In solchen Fällen erkundigt sich der Schnüffler nach dem Schlüsselwort des verdächtigen Afrikaners. Die Liebe ist dem Polizisten ein Rätsel.

In einer ganz anderen Geschichte sucht der Kranfahrer Gabriel (Lukas Miko) das Zauberwort für Spielautomaten, die seine Familie bereits in den sozialen Abgrund getrieben haben. Sein Rettungsanker ist ein Kredithai, der Gabriels Spielsucht noch für eine Woche gegen entsprechende Wucherzinsen finanzieren würde. Diesen Kredithai sucht auch Sava auf, allerdings in dessen Funktion als Kopf einer Schlepperbande, mit der ein reibungsloser Transport bis Spanien vereinbart worden war.

Da Sava nicht nur in der Kunst der Restaurierung, sondern auch in Nahkampftechniken beschlagen ist, kann der Gangster dieser Forderung nichts entgegensetzen. Gabriel hat weniger Glück. Das ist alles schön konstruiert mit Magdalena, der Sünderin, Gabriel, dem stürzenden Engel, und Smutny, dem Schnupperer, aber Anja Salomonowitz inszeniert diese Konstruktion in ihrem Spielfilmdebüt leider ohne Humor. (p. a.)