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Studenten bemängeln Qualität der Lehre an Hochschulen

Nur ein Viertel der Studenten sieht ihre Interessen im Mittelpunkt. Die ÖH fordert eine verpflichtende didaktische Ausbildung von Lehrenden.

Wien – „Großen Handlungsbedarf“ an den heimischen Hochschulen leitet die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) aus den ernüchternden Ergebnissen einer SORA-Studie zum Thema „Qualität der Lehre“ ab. Die repräsentative Befragung von mehr als 6500 Universitäts- und Fachhochschulstudenten habe demnach große Mängel im Bereich der Didaktik aufgezeigt: So werden die fachlichen Kompetenzen der Lehrenden zwar von 90 Prozent der Studenten als gut bewertet, ihre didaktischen Fähigkeiten aber kritisiert (laut 42 Prozent mangelhaft), so Elke Larcher von SORA am Mittwoch bei der Studienpräsentation.

Kritikpunkte der Studenten reichen dabei von fehlendem Feedback über intransparente Leistungsbeurteilung bis zur nicht geglückten Wissensvermittlung und Motivation durch Lehrende über Lehrveranstaltungen hinaus. Nur ein Viertel der Studenten sehen demnach ihre Bedürfnisse und Interessen mehr oder weniger im Mittelpunkt der Lehre stehen. Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH), die die Studie in Auftrag gegeben hat, fordert infolgedessen einen Paradigmenwechsel in der Hochschuldidaktik hin zum „Student Centered Learning“ und eine verpflichtende didaktische Aus- und Weiterbildung von Lehrenden.

Öh will einsemestrigenLehrgang für Lehrbeauftragte

Die Arbeitsgruppe zur „Qualität der Lehre“ im Rahmen des „Forum Hochschule“, dem „alternativen Hochschulplan“ der ÖH, sieht dabei einen einsemestrigen Lehrgang vor, der entweder vor dem ersten Lehrauftrag oder begleitend zu diesem besucht werden muss. Auch Fortbildungsmöglichkeiten sollen zu einer „studierendenzentrierten, interaktiven, problemlösungsorientierten, forschungsgeleiteten Didaktik“ führen, so Koordinatorin Iris Schwarzenbacher (Verband Sozialistischer Student_innen, VSStÖ). Lehrveranstaltungsevaluierungen, die laut dem stellvertretenden ÖH-Vorsitzenden Martin Schott (Fachschaftslisten, FLÖ) derzeit sehr intransparent durchgeführt werden, sollen ebenso Aufschluss darüber geben, ob bei einem Lehrenden zusätzliche Weiterbildung angebracht ist.

Weitere Mängel macht die ÖH anhand der Studie bei der Flexibilität in der Studiengestaltung und unnötigen Verzögerungen im Studium fest: Nur jeder vierte Student gibt an, seinen Studienplan flexibel gestalten zu können; bereits jeder Zweite begegnet in seinem Studium Knock-Out-Prüfungen. Ein geringes Angebot an Pflichtlehrveranstaltungen verlängert indes für 30 Prozent der Befragten das Studium, während es bei beinahe der Hälfte der Befragten (46 Prozent) zu Verzögerungen aufgrund von „Voraussetzungsketten“ kommt - also wenn sie eine Lehrveranstaltung oder Prüfung absolvieren müssen, um danach eine andere belegen zu können. „Das ist eine große Barriere, die nicht selten zum Studiumsabbruch führt“, kritisiert Schwarzenbacher, die neben einer flexibleren Curricula-Struktur mit mehr Wahlmöglichkeiten auch eine neue Orientierungsphase fordert.