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23-jähriger Pinzgauer wegen Sabotage an Lokalbahn vor Gericht

Baumstamm auf Schiene und Steine in Weiche gelegt - Ex-Bediensteter der Pinzgaubahn bezeichnete sich als Mobbingopfer - Urteil steht noch aus.

Salzburg - Wegen Sabotage-Akte an der Salzburger Lokalbahn im Pinzgau hat sich heute, Mittwoch, ein 23-jähriger Pinzgauer vor einem Schöffensenat am Landesgericht Salzburg verantworten müssen. Der Angeklagte hatte laut Staatsanwaltschaft am 4. Jänner 2010 beim Bahnhof Uttendorf einen Baumstamm über die Gleise und am 6. Jänner Steine in eine Weiche beim Bahnhof Mittersill gelegt. Zu einem Unfall kam es nicht. Der Beschuldigte bezeichnete sich heute als Mobbingopfer, deshalb habe er sich als Kontrollgänger profilieren wollen und Sabotage-Akte dem Fahrdienstleiter und der Polizei gemeldet, erklärte der 23-Jährige. Ein Urteil steht noch aus.

„Versuchte, teils vollendete vorsätzliche Gemeingefährdung“ warf Staatsanwältin Dagmar Geroldinger dem ehemaligen Bediensteten der Lokalbahn vor. Es habe eine konkrete Gefahrenlage bestanden und es sei nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass nichts passiert sei, redete Geroldinger dem Pinzgauer ins Gewissen. Beim Sabotage-Akt am 4. Jänner hielt der herannahende Zug noch rechtzeitig an, am 6. Jänner sah ein Lokführer die Steine und stoppte die Garnitur ebenfalls noch rechtzeitig.

Der junge Mann führte zum Tatzeitpunkt für die Pinzgaubahn Kontrollfahrten und Kontrollgänge auch während der Nacht durch, weil schon zuvor mehrmals Gegenstände auf den Schienen lagen. Schon am 1. Jänner soll er Kanthölzer auf die Gleise gelegt und zwecks Profilierung den Fahrdienstleiter davon verständigt haben. Auch bei den zwei weiteren Sabotageakten habe er weder jemanden verletzen noch einen Sachschaden verursachen wollen, beteuerte der Angeklagte. Seit seinem Diensteintritt im Jänner 2009 sei er täglich gemobbt worden und deshalb unter Druck gestanden, erläuterte er der vorsitzenden Richterin Maria Schörghuber sein Motiv.

Am 4. Jänner habe er ein kleines Holzstück in eine Weiche gelegt und noch selbst die Polizei verständigt, schilderte der Angeklagte. „Wenn ein Zug außerplanmäßig gekommen wäre, hätte ich ein Notsignal gegeben, eine Taschenlampe hatte ich mit.“ Auf die Frage zur Gefährlichkeit des Sabotageaktes am 6. Jänner meinte er, dass die Lokführer von der Fahrdienstleitung die Order bekommen hätten, mit 10 km/h auf Sicht zu fahren und die Züge vor jeder betrieblich wichtigen Weiche aus Sicherheitsgründen anzuhalten. Der Stein sei zudem lose in der Weiche gelegen, „der wäre runtergefallen“.

Ausgeforscht wurde 23-Jährige allerdings erst im Sommer 2011, nachdem am 5. Juni vor dem Bahnhof Neukirchen eine Garnitur der Pinzgaubahn wegen Steinen in einer Weiche tatsächlich entgleist war. Verletzt wurde dabei niemand. Für diese Tat kam der Mann laut Polizei wegen eines gesicherten Alibis nicht infrage, bei seiner Einvernahme gestand der Pinzgauer aber die Vorfälle vom Jänner 2010.

Der 23-Jährige wurde nach seinem Geständnis entlassen und anschließend wegen seiner psychischen Probleme acht Wochen stationär in einer Klinik behandelt. Derzeit arbeitet er auf einer Skihütte als „Abräumer und Gläserwäscher“, wie er schilderte. (APA)