Maja Haderlap erhielt Rauriser Literaturpreis
„Ja mein Buch ist politisch. Man kann ja auch über Bäume politisch schreiben, und in meinem Buch kommen viele Bäume vor.“ Das sagte Maja Haderlap, der Mittwochabend der Preis der bis Sonntag dauernden 42. Rauriser Literaturtage verliehen worden ist, im Gespräch mit der APA. Die 50-jährige Kärntner Slowenin bekam den mit 8.000 Euro dotierten Preis für ihren Roman-Erstling „Engel des Vergessens“.
Ihr Buch ist bereits 2011 mit dem Bachmann-Preis und dem Bruno Kreisky-Preis ausgezeichnet worden und führte im August die österreichische Bücherbestsellerliste an. Thema von „Engel des Vergessens“ ist das Zusammenleben von Kärntnern und Slowenen auf Österreichischem Boden. „Ich habe drei Jahre an meinem Erstling geschrieben. Aber recherchiert und Material gesammelt habe ich viel länger“, so Haderlap. „Denn das Leben der slowenischen Minderheit in Kärnten beschäftigt mich, seitdem ich denken kann“, sagte die Autorin.
Der Laudator, Rauris-Juror und Literaturwissenschaftler Arno Russegger sprach anlässlich der Preisverleihung von einem „Ruck der Veränderung“ in der Kärntner Gesellschaft. „So, als öffneten sich plötzlich die Augen und Ohren für Dinge, die zwar längst offenbar gewesen, doch von einem Augenblick zum anderen in ein neues Bewusstsein, in eine veränderte Wahrnehmung und Einschätzung versetzt worden sind. Ich habe bei einem kleinen Forschungsprojekt über Lesegruppen selbst erlebt, wie Menschen durch den ‚Engel des Vergessens‘ ganz tief in ihrem Innersten ergriffen wurden“, schilderte Russegger.
In ihrem Roman rekapituliert Maja Haderlap anhand dreier Generationen nicht nur Teile der eigenen Familienchronik, sondern darüber hinaus fast ein Jahrhundert der verwickelten Konflikte zwischen Kärntnern slowenischer und deutscher Muttersprache. „Jörg Haider ist tot, seine Politik ist passe“, so Haderlap im APA-Gespräch. „Seit der Einigung in der Ortstafel-Frage ist die Haltung der Leute beider Volksgruppen zuversichtlicher geworden. Zudem hat sich die Einsicht stark verbreitet, dass zwei Sprachen in einem Land genauso gut sind wie bloß eine einzige.“