Eine Schule, die aus dem Rahmen fällt

Seit Herbst 2008 haben Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren in der VIA-Produktionsschule in Innsbruck die Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren und dabei die Abläufe eines Arbeitsalltags kennen zu lernen.

Von Nikolaus Paumgartten

Innsbruck –Sprühende Funken, fliegende Holzspäne und Mädchen, die konzentriert und akribisch an Platten aus Metall oder Holzblöcken feilen. In den Werkstätten der VIA-Produktionsschule herrscht an vier Tagen in der Woche kreatives handwerkliches Treiben. Hier werden kunstvolle Kugelschreiber gedrechselt, dort eiserne Gestelle für Duftlampen zurechtgebogen. Und in der Schneiderei der Einrichtung klimpern die Knöpfe und rattern unaufhörlich die Nähmaschinen.

Seit Herbst 2008 gibt es in Innsbruck die von Arbeitsmarktservice (AMS), Stadt und Land finanzierte, so genannte Produktionsschule. War sie zunächst als Pilotprojekt maßgeblich mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gestützt, so stellen die drei Partner seit Anfang des Jahres alleine das Budget für die Einrichtung, wie Projektkoordinator Kurt Hofer erklärt. In der Produktionsschule – Österreichs einziger dieser Art – sollen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren die Gelegenheit bekommen, sich auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Zur Zielgruppe zählen vor allem überforderte Schülerinnen mit schlechten Noten, Schulabbrecherinnen oder Lehrabbrecherinnen. „Oft stehen die Mädchen mit der Schule einfach auf Kriegsfuß, viele von ihnen sind orientierungslos“, erklärt Kurt Hofer. Das produktive und kreative Tun in der Produktionsschule soll den Mädchen, die zu einem Großteil vom AMS zugewiesen werden, Alternativen aufzeigen. Außerdem sollen sie mit den Regeln vertraut gemacht werden, die in der Arbeitswelt herrschen. Dazu gehöre zum Beispiel das Pünktlichsein, der geregelte Ablauf eines Arbeitstages und das Sich-Entschuldigen im Krankheitsfall, so Hofer.

Ausgelegt ist das von Coaches begleitete Programm auf neun Monate mit der Möglichkeit zur Verlängerung auf ein Jahr – im Schnitt bleiben die Mädchen sechs bis sieben Monate in der Produktionsschule. Bei ihrem Eintritt, der jederzeit möglich, müssen sie sich zunächst einmal für einen von fünf Fachbereichen entscheiden: Holz, Metall, Textil, Media oder Shop.

Während es in den ersten drei Sparten darum geht, in den Werkstätten der Kreativität freien Lauf zu lassen und dabei Produkte zu fertigen, erfahren die Mädchen im Bereich Media in der Praxis allerlei über die grafische Gestaltung von Plakaten, Broschüren oder die Betreuung einer Homepage.

Wen es jedoch eher in den Verkauf zieht, der kann seine kaufmännischen Fähigkeiten im VIA-eigenen Shop in der Leopoldstraße 24 erproben. Unter dem Motto „Geschenke, die aus dem Rahmen fallen“ werden dort jene Produkte verkauft, die in den Werkstätten entstehen und sich als praxistauglich erwiesen haben. Das, so Hofer, gibt den Mädchen in den Werkstätten zusätzlich das Gefühl, dass ihre Arbeit einen Wert hat.

Während von Montag bis Donnerstag die Arbeit im Vordergrund steht, ist der Freitag für Unterrichtseinheiten reserviert. Dabei, so betont Hofer, gibt es allerdings keine Noten, sondern es geht um die Vermittlung von Allgemeinwissen und Grundlagen, wie etwa praxisbezogenes Rechnen, das für die Arbeit in der Werkstatt wichtig ist.

Nähere Informationen zur Produktionsschule gibt es im Internet unter www.via-produktionsschule.at.