Gesundheit

Lebensstil-Krankheiten nehmen drastisch zu

Herzinfarkt, Schlaganfall und Bluthochdruck: EU-weit fordern Lebensstil-assoziierte Krankheiten jährlich zwei Millionen Menschenleben. Auch in Österreich sind sie die häufigste Todesursache.

Wien – Lebensstil-assoziierte Krankheiten nehmen weltweit drastisch zu: Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt sind in industrialisierten Ländern wie Österreich die häufigste Todesursache. In der EU fordern sie zwei Millionen Tote pro Jahr. Mit Hilfe von gesunder Ernährung als Prävention und Therapie wollen Diaetologen diesem Trend entgegenwirken, wie sie bei der Eröffnung des 29. Ernährungskongresses am Donnerstag in Wien betonten. Die Veranstaltung wir noch bis Freitag stattfinden. 600 Teilnehmer werden erwartet.

Im Jahr 2010 waren von insgesamt 77.199 Todesfällen in Österreich nahezu die Hälfte (33.196) auf Herz-Kreislauferkrankungen zurückzuführen. 32.181 Todesfälle betrafen Menschen ab dem 55. Lebensjahr. Frauen waren häufiger betroffen (19.477 Todesfälle) als Männer (13.719).

Der kontinuierliche Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten für Volkswirtschaften ruinös sein. „Wir müssen da eine Kultur aufbrechen und jeder von uns weiß, wie schwierig es ist, Verhaltensweisen zu ändern“, sagte Gesundheitsminister Alois Stöger (S) bei der Eröffnung des Kongresses. „Dazu braucht es Ausdauer, Kompetenz und Engagement der Diaetologen.“

„Wir sind die Entscheidungsträger, es liegt an uns“

„Aber wir sind die Entscheidungsträger, am Würstelstand, im Fast-Food-Restaurant und im Supermarkt. Es liegt an uns“, erklärte der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze. „Aber ich muss mich auskennen und da kommen die Diaetologen zum Zuge, nicht nur bei Kranken, sondern bei der gesamten Bevölkerung.“

In Österreich hat im Jahr 2007 die soziale Krankenversicherung rund 464 Millionen Euro für Arzneispezialitäten zur Behandlung des kardiovaskulären Systems ausgegeben. Das entspricht etwa 20 Prozent der gesamten Medikamentenkosten. „Das sind Fakten genug, um den dringenden Handlungsbedarf zu erkennen“, sagte die Präsidentin des Verband der Diaetologen Österreichs, Andrea Hofbauer.

Aber nicht nur in Österreich sind die Zahlen dramatisch: Schätzungen zufolge betrug die finanzielle Belastung der Gesundheitssysteme in ganz Europa durch Herz-Kreislauf-Krankheiten im Jahr 2006 knapp 110 Milliarden Euro. Dies bedeutet pro Kopf 223 Euro pro Jahr und entspricht etwa zehn Prozent der Gesamtausgaben für die Gesundheitsfürsorge in der EU.

Studie malt düsteres Bild

Laut einer Studie des World Economic Forum und der Universität Harvard wird in den kommenden 20 Jahren noch einiges auf die Menschen zukommen. In dieser Zeit sollen typische Lebensstil-Erkrankungen wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und chronische Lungenbeschwerden die Weltwirtschaft mehr als 30 Billionen US-Dollar (22,7 Billionen Euro) kosten. Etwa 50 Prozent der Todesfälle aufgrund nicht übertragbarer Krankheiten werden durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht.

In den USA verursachen jetzt schon sieben nicht übertragbare Krankheiten, nämlich Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, psychische Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen und Schlaganfall, in einem Jahr mehr als eine Billion US-Dollar an volkswirtschaftlichen Kosten, vorwiegend aufgrund von Produktivitätsverlust - lediglich 300 Milliarden davon gehen auf das Konto von direkten Behandlungskosten.

Die American Heart Association (AHA) teilte Ende 2010 mit, dass es bei den Herz-Kreislauf-Krankheiten bis zum Jahr 2030 eine Zunahme von knapp 17 Prozent zu erwarten gibt. Diese Entwicklung würde nach diesen Einschätzungen die direkten medizinischen Kosten durch die Therapie der Patienten mit Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit (KHK), Herzschwäche oder Schlaganfall verdreifachen. (APA)