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Homosexueller Pfarrgemeinderat: Scharfe Kritik an Kirche

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Der Pfarrer einer Gemeinde in NÖ will einen 26-Jährigen wegen dessen „Lebensweise“ nicht im Pfarrgemeinderat haben. Die Plattform „Wir sind Kirche“ sieht die Glaubwürdigkeit gefährdet, SoHo findet das Vorgehen „diskriminierend, homophob und indiskutabel“.

Mistelbach – Die Diskussion um die Wahl eines homosexuellen Pfarrgemeinderats in der Weinviertler Gemeinde Stützenhofen (Bezirk Mistelbach) hat bei verschiedenen Organisationen für Entrüstung gesorgt. Ein 26-Jähriger, der in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, war am Sonntag mit großer Mehrheit gewählt, vom örtlichen Pfarrer aber abgelehnt worden. Die Plattform „Wir sind Kirche“ und die niederösterreichische SoHo (Sozialdemokratie & Homosexualität) übten daraufhin am Donnerstag in Aussendungen heftige Kritik.

Dem 26-Jährigen sei zu danken, dass er kandidiert habe, der „überwältigende Zuspruch an Vertrauen“ ihm gegenüber sei zu respektieren. „Jede andere Entscheidung gefährdet die Glaubwürdigkeit der Kirche, verletzt die Menschenwürde und stellt eine Abwendung von der Botschaft Jesu dar“, so „Wir sind Kirche“. Die sexuelle Orientierung dürfe kein Kriterium für die Mitgliedschaft in einem kirchlichen Dienst oder Gremium sein.

Man sei solidarisch mit dem Gewählten, der „ein Mann der Kirche“ sei und seine Fähigkeiten auch einbringen dürfen solle. Von Kardinal Christoph Schönborn erwarte man nach der Bischofskonferenz ein „Hirtenwort“, das die Würde des Menschen achte – zumal er selbst gesagt habe, dass die Pfarrgemeinderatswahlen eine lebendige Kirche zeigen würde, dieses Leben müsse man auch fördern, meinte die Plattform.

Das Verhalten der Kirche, das einem Ausschluss des Mannes gleichkomme, sei „diskriminierend, homophob und daher völlig indiskutabel“, empörte sich SoHo-Landesvorsitzende Michaela Menclik. Man unterstütze Stützenhofen im Kampf für den Pfarrgemeinderat, es sei „nicht hinzunehmen, dass Religionsfreiheit dazu benutzt wird, Menschen an der Ausübung ihrer Religion zu behindern. Noch dazu mit einem Hinweis auf ihre Homosexualität“.

Die Erzdiözese Wien hatte am Mittwoch angekündigt, den Wahlvorgang in der Gemeinde zu prüfen und im persönlichen Kontakt mit den Beteiligten eine Antwort zu finden. Es wurde betont, dass „gleichgeschlechtlich empfindende Menschen zur Kirche gehören wie alle anderen Katholiken auch“ und dass auch niemand „aus der Kirche geworfen“ wurde. (APA)