Ein Quali-Spiel für Walter Kogler

Nach dem 0:1 beim Meister Sturm Graz ist der FC Wacker am Sonntag gegen Rekordmeister Rapid gefordert. Ein Sieg lässt mit Fußball-Europa liebäugeln, ein Flop den Absturz ins Mittelmaß befürchten.

Von Hubert Winklbauer

Innsbruck –Das 0:1 gegen Sturm Graz ist Vergangenheit. Sonntag kommt Rapid. Allemal suggeriert der Rekordmeister noch Rang und Ruhm. Und ist dadurch seinen Gegnern Animo, über sich hinauszuwachsen. Die Spiele gegen Rapid sind Kontrastprogramm zum Bundesliga-Alltag. Immer noch. Siege über Rapid zählen. Glanzleistungen gegen die Hütteldorfer haben schon oft Karrieren beschleunigt. Die von Spielern. Und von Trainern. Möglicherweise auch die von Wacker-Coach Walter Kogler.

Der hat in Innsbruck aus weniger mehr gemacht. Aus weniger Budget mehr Punkteertrag, aus weniger individueller Klasse größere kollektive Effizienz. Das fällt auf. Kogler hat in seiner bisherigen Amtszeit in Innsbruck eine der gängigsten Faustregeln im Profifußball außer Kraft gesetzt. Nämlich die, dass bei Siegen die Spieler super sind. Und bei Niederlagen der Trainer eine Null. Dass die Wacker-Erfolge eine Folge ihres Systems sind, hat sich nicht nur in engen Expertenzirkeln herumgesprochen. Und das System ist Chefsache. Ob der Systemfußball der Innsbrucker Ästheten zufriedenstellt, ist eine andere Frage. Aber dass sich die Innsbrucker nach 26 Runden noch immer (Außenseiter-)Chancen für den Einzug ins Fußball-Europa ausrechnen dürfen, ist mehr, als man sich erwarten durfte.

Der Sonntag wird entscheiden, ob das Träumen von Europabedeutung prolongiert werden kann oder ob die Wackerianer ins Mittelmaß abrutschen. Ein Schlüsselspiel an der Schaltstelle zwischen Haupt- und Nebenrolle hat der FC Wacker am Mittwoch mit 0:1 in Graz gegen Sturm verloren.

Diese Partie hatte das Dilemma der Tiroler aufgezeigt: Vor der Pause bemüht, Fußball zu spielen, wurden Koglers Schützlinge nahezu vorgeführt. Nach der Pause wurde Fußball gekämpft. Das geht besser. Das Klassedefizit der Tiroler ist augenscheinlich: Ihre Aggressivität am Gegenspieler macht auch vorm Leder nicht halt. Wacker erobert sich das Leder schwer und verschenkt es im Spielaufbau leicht. Der FC Wacker hat das Vermögen und Können, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Lässt sich aber selbst von dieser Hektik infizieren. Das kostet Kraft, Substanz. Nicht nur während der 90 Minuten. Sondern auch im Verlauf einer Meisterschaft. Ein Sieg über Rapid wäre so etwas wie erlaubtes Doping. Denn bei all dem Liebäugeln mit einer Europacup-Teilnahme darf Wacker den Blick auf die hinter ihm liegenden Klubs nicht negieren. Denn wer von Mattersburg oder Wr. Neustadt überholt wird, der lässt auch die punktuellen Highlights einer ganzen Saison vergessen. Und wer als Walter Kogler hinter Franz Lederer oder Peter Stöger rangiert, muss damit rechnen, dass an seinem Lack gekratzt wird. Ein heißer Sonntag steht also für den FC Wacker an. Aber auch für seinen Coach.

Wie schnell der Fußball-Alltag selbst seine Liebkinder frisst, zeigt ja das Beispiel Ivica Vastic. Als Heilsbringer gepriesen, ist er innerhalb kürzester Zeit zum Buhmann zurückgestuft worden. Weil es an charismatischen Kickern in der Bundesliga derart mangelt, stehen die Trainer im Scheinwerferlicht.

Die zentrale Frage? Wer darf sich Hoffnungen auf den Cheftrainerposten bei Red Bull Salzburg machen? Die Salzburger zitterten sich, von Pfiffen ihrer lediglich noch 4800 Fans begleitet, zu einem 2:1-Sieg über Wr. Neustadt. Das ist keine Minimalistentruppe aus Hochmut, keine, die nur so hoch springt wie sie muss – das ist eine von Moniz geformte Mannschaft, die von den Fans nicht mehr geliebt und den Gegnern nicht mehr gefürchtet wird. Auch Klubboss Didi Mateschitz wird nicht verborgen geblieben sein, dass die Tabellenführung seiner Werkself nicht allein mit der eigenen Klasse und Kraft zu begründen ist.

Die in der Red-Bull-Zentrale getroffenen Personalentscheidungen nehmen sich vor allem im Fußball mitunter kurios an. Und das ist mit ein Grund dafür, dass sich die halbe Bundesliga-Trainerschaft Hoffnungen auf das große Los machen darf.

Denn eines scheint klar: Wer immer – so die Bullen eine österreichische Wahl treffen – dort arbeiten darf (als heißeste Favoriten gelten Franco Foda oder Walter Kogler), hat leichtes Spiel. Denn schlechter kann es nicht wirklich werden.