Aus dem Stand Herausforderer Nr. 1
Nach der VP-Personalrochade verliert Oppitz-Plörer in der Bürgermeister-Direktwahlfrage massiv. Eine Stichwahl mit Platzgummer scheint fix. FI, Grüne und ÖVP liefern sich Parteien-Dreikampf um Innsbruck.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck –Die Rechnung scheint vorerst aufgegangen zu sein. „Der Wechsel des ÖVP-Spitzenkandidaten von Franz Xaver Gruber auf Christoph Platzgummer war die richtige Entscheidung“, sagt Sophie Karmasin, Geschäftsführerin des gleichnamigen Meinungsforschungsinstituts. Eine wahltaktische Personalrochade, die dem neuen Spitzenkandidaten der Innsbrucker Volkspartei sozusagen aus dem Stand heraus 20 Prozent in der Bürgermeister-Direktwahlfrage beschert und ihn somit zum allseits erwarteten und alleinigen Herausforderer der amtierenden Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) katapultiert. Sein Vorgänger Gruber war zuletzt bei lediglich neun Prozent dahingedümpelt.
Das ist ein in der Tiroler Landeshauptstadt mit Spannung erwartetes Teilergebnis jener jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Karmasin im Auftrag der Tiroler Tageszeitung. Bereits seit Ende September 2011 lässt die TT in regelmäßigen Abständen die Entwicklungen und Verschiebungen der politischen Kräfteverhältnisse in der Landeshauptstadt im Vorfeld der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am 15. April per repräsentativer Umfrage unter 400 Innsbruckern (ab 16 Jahren) durchführen (siehe Grafiken oben).
Oppitz-Plörer muss in der Bürgermeisterfrage einen herben Verlust von 17 Prozent auf nunmehr 39 Prozent hinnehmen. Erstmals sinkt sie damit unter die so wichtige 50-Prozent-Marke, welche ihr im ersten Wahldurchgang eine Stichwahl ersparen würde. Zwischen Oppitz-Plörer und Platzgummer liegen zwar immer noch komfortable 19 Prozentpunkte – eine Stichwahl am 29. April dürfte aus heutiger Sicht dennoch ziemlich fix sein.
War der Traum auf den Bürgermeistersessel für den Rest des Schützenfestes bereits nach den ersten Umfragen realistischerweise ausgeträumt, so müssen sich die übrigen sechs Bürgermeisterkandidaten nun wohl auch vom Minimalziel Stichwahl verabschieden. Das abgeschlagene Verfolgerfeld führt Marie-Luise Pokorny-Reitter (SPÖ) an. Ihr gelingt es, fünf Prozent dazuzugewinnen (14 %) und auch den bisherigen Oppitz-Plörer-Verfolger Nummer eins, Rudi Federspiel, auf den vierten Platz (11 %, -2) zu verweisen. Sonja Pitscheider von den Grünen gewinnt leicht (10 %, +1), während dahinter August Penz (FPÖ) mit unverändert vier Prozent vorliebnehmen muss. Josef Stingl (KPÖ) und Alexander Ofer von der neu in die Wahlschlacht eingestiegenen Piratenpartei liegen Kopf an Kopf bei einem Prozent.
Spannung verspricht auch wieder die Frage nach der Vorherrschaft im Innsbrucker Gemeinderat. Platzgummer scheint mit seinen Persönlichkeitswerten auch das Umfrage-Ruder der Volkspartei herumreißen zu können. Mit einem Plus von vier Prozent (19 %) ist der Abwärtstrend der letzten Monate vorerst gestoppt. An der Spitze matchen sich nach wie vor die Bürgermeisterliste Für Innsbruck (FI, 22 %) und Grüne (21 %). Beide müssen jedoch Verluste verkraften. Den größeren Brocken hat dabei die FI mit einem Minus von fünf Prozent zu verdauen, während die Grünen mit einem Prozentpunkt weniger noch glimpflich davonkommen. „Damit liegen beide jetzt unter Berücksichtigung der Schwankungsbreiten praktisch gleichauf“, sagt Karmasin. Auch sie erwartet in den noch verbleibenden drei Wochen ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. In Kombination mit der erstarkten ÖVP kündigt sich ein Dreikampf um die Macht an.
Die SPÖ belegt dahinter mit 16 % (+1) Platz vier. Erst mit Respektabstand folgt die Liste Rudi Federspiel (11 %, +1). Zurück in den Umfragekeller heißt es für die FPÖ. Sie sackt um vier auf nunmehr sechs Prozent ab. Dahinter liegen der Tiroler Seniorenbund und die Piratenpartei mit je zwei Prozent gleichauf. Letzteren gelingt es sogar auf Anhieb, die KPÖ zu überholen. Somit bilden die Kommunisten mit einem Prozentpunkt das Ende im Parteien-Ranking.
Dass das Bürgermeister-Duell Oppitz-Plörer gegen Platzgummer auch einen gewissen Mobilisierungsschub in der Wählerschaft auslösen könnte, scheint ein weiteres interessantes Ergebnis der TT-Umfrage (siehe Grafik links unten) aufzuzeigen. Noch Ende Februar gaben 45 Prozent der Befragten, die bei der letzten Wahl 2006 nicht bzw. ungültig wählten, an, dass die neu eingeführte Bürgermeisterdirektwahl kein Grund sei, am 15. April wählen zu gehen. Nach der VP-Rochade scheint sich das Blatt wieder gewendet zu haben. 49 Prozent der Nichtwähler wollen zur Wahl gehen, 33 Prozent (-12 %) nicht. 18 Prozent geben auf diese Frage keine Antwort.
Die Ausgangslagen sind somit bezogen – in drei Wochen haben die Innsbrucker das letzte Wort.