Polizei stürmte Wohnung

Mohamed Merah ist tot - Toulouse-Attentäter filmte alle seine Taten

Der 32-stündige „Nervenkrieg“ mit dem mutmaßlichen Serienmörder von Toulouse ist zu Ende. Die Sondereinheit RAID stürmte die Wohnung von Mohamed Merah. Als dieser nach einem Schusswechsel aus dem Fenster sprang wurde er von einem Scharfschützen getötet.

Toulouse - Der mutmaßliche Serienattentäter von Toulouse ist tot. Nach Angaben des französischen Innenministers Claude Gueant sei der Mann am Donnerstagvormittag nach einem heftigen Schusswechsel mit Polizisten aus dem Fenster seiner Wohnung gesprungen. Die Pariser Staatsanwaltschaft teilte später mit, dass der 23-jährige Franzose algerischer Herkunft durch den Kopfschuss eines Scharfschützen getötet wurde.

Zuvor hatte sich Mohamed Merah rund 32 Stunden lang in seiner Wohnung verschanzt gehalten, nachdem er in der Nacht auf Mittwoch von der Polizei aufgespürt worden war. Gueant berichtete weiter, dass der mutmaßliche Täter am späten Mittwochabend zunächst sein Aufgeben angekündigt hatte, dann aber ein Einlenken ausschloss und sagte, er würde die Polizisten erschießen, die ihn gefangen nehmen wollten.

Der Minister hatte angeordnet, Merah möglichst lebend zu fassen, um ihn vor Gericht zu stellen und mehr über seine Motive und Komplizen zu erfahren. Er hatte sich zuvor als „Mujahid“ (Gotteskrieger) und Mitglied des islamistischen Terrornetzwerks Al-Kaida bezeichnet.

Schwer bewaffnet aus Badezimmer gestürmt

Die Angehörigen der Sondereinsatzeinheit RAID waren am Donnerstag gegen 11.30 Uhr in die Wohnung im ersten Stock des Wohnhauses eingedrungen und hatten sich dort langsam vorgetastet. Sie hätten dabei die Räume mit Videokameras überprüft. Plötzlich sei der Mann aus dem Badezimmer gestürmt und habe auf die Polizisten geschossen. Anschließend sei er aus dem Fenster gesprungen.

Nach Angaben des TV-Nachrichtensenders BFM wurden am Tatort mehr als 300 Patronen verschossen. Ein Polizist habe gesagt, er habe noch nie einen so schweren Angriff erlebt, berichtete Gueant. Ein Beamter wurde am Bein verletzt, ein zweiter erlitt einen Schock.

Sarkozy kündigt veschärfte Maßnahmen an

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kündigte im Gefolge der Attentate von Toulouse verschärfte Maßnahmen gegen „die Verherrlichung des Terrorismus“ an. Auch Aufrufe zum Hass und zur Gewalt würden künftig härter verfolgt, sagte Sarkozy am Donnerstag in einer Fernsehansprache.

„Von jetzt an wird jede Person, die regelmäßig Internetseiten aufruft, die den Terrorismus verherrlichen oder zu Hass und Gewalt aufrufen, strafrechtlich verfolgt“, sagte Sarkozy. Dies gelte auch für Personen, die im Ausland ideologische Schulungen dieser Art besuchten. Zudem solle extremistische Indoktrinierung in Gefängnissen strenger verfolgt werden. Propaganda und Verherrlichung extremistischer Ideologien würden bereits im Rahmen des Anti-Terror-Kampfes bestraft.

Serienmörder filmte alle Taten

Die Pariser Staatsanwaltschaft teilte am Donnerstagnachmittag mit, der Serienmörder von Toulouse habe alle seine Bluttaten gefilmt. Die bei Mohamed Merah sichergestellten Videos seien erschreckend explizit, sagte der zuständige leitende Staatsanwalt Francois Molins am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Beim tödlichen Kopfschuss auf sein erstes Opfer habe er erklärt: „Du tötest meine Brüder, und ich töte Dich.“

Zu den Polizisten habe er während der Belagerung gesagt: „Wenn ich sterbe, gehe ich ins Paradies - wenn ihr sterbt, Pech für euch!“ In einem Wagen seien Maschinenpistolen und Revolver gefunden worden. Er habe rund 30 Schüsse auf die eindringenden Polizisten abgefeuert, sagte Molins weiter. Merah sei „in legitimer Selbstverteidigung“ getötet worden.

Der mutmaßliche Serienmörder, der in den vergangene Tagen sieben Menschen erschossen haben soll, sei „identifiziert und außer Gefecht gesetzt“ worden, sagte Sarkozy. Alle Versuche, ihn lebend zu fassen, seien gescheitert. „Es hat bereits zu viele Tote gegeben“, erklärte der Präsident. Frankreich habe entschlossen gehandelt und seine Einheit bewahrt. Rachegedanken oder Wut seine jetzt nicht hilfreich, betonte er.

Merah soll in den vergangenen Tagen drei französische Soldaten sowie vor einer jüdischen Schule drei Kinder und einen Lehrer durch gezielte Kopfschüsse getötet haben. (TT.com, APA/AFP/Reuters/dpa)

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