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Lückenschluss im Wiener Bahnnetz

Auf der größten Baustelle Wiens wird der neue Hauptbahnhof sichtbar. Ab 2014 rollen dort auch Züge aus dem Westen Österreichs ein.

Wien –Karl-Johann Hartig zieht den Vergleich mit Berlin, wo 2006 der spektakuläre neue Hauptbahnhof eröffnet wurde. „Wien ist zwar bautechnisch einfacher als Berlin, aber eisenbahntechnisch schwieriger“, sagte der Projektleiter über „seinen“ Wiener Hauptbahnhof. In Berlin kreuzen sich die Schienen auf zwei Ebenen – in Wien muss dafür noch eine Milliarde Kubikmeter Erde aufgeschüttet werden, um das Niveau der Ost- an das der Südbahn anzugleichen. Und wenn dann noch der Lainzer Tunnel im Westen der Stadt fertig ist, hat die Bundeshauptstadt Ende 2014 einen zentralen statt der bisherigen Kopfbahnhöfe.

Für die Wienerinnen und Wiener war in den vergangenen Jahren vor allem die Baustelle zu sehen – eine der größten Europas, wie es bei der Bahn heißt. Ein eigens errichteter Aussichtsturm verschafft Überblick. Vor allem die Rautendächer, die künftig die Bahnsteige überdachen sollen, fallen bereits auf.

„Es sind zwei Bahnsteigdächer völlig fertig, das dritte wird noch gebaut. Bis zur Teilinbetriebnahme im Dezember 2012 werden wir acht von 14 Rauten fertig haben“, berichtet Hartig. Auch das Vordach für den südlichen Eingang zum Hauptbahnhof, wo künftig Taxis und Privatautos halten können, soll dann fertig sein.

Bis auch Schnellzüge aus dem Westen Österreichs im Wiener Hauptbahnhof einrollen, wird es aber noch bis Dezember 2014 dauern. Doch auch der Westbahnhof soll nicht ganz an Bedeutung verlieren, versprechen die ÖBB. Einige Fernzüge sollen auch weiterhin dorthin gesteuert werden – wohl auch ein Zugeständnis an die Diskussion in Wien. Vor allem die Anbindung des neuen Bahnhofs an die Wiener U-Bahn wird oft als mangelhaft gesehen – allen gegenteiligen Beteuerungen der Wiener Stadtregierung und der ÖBB zum Trotz.

Die Arbeiten am Hauptbahnhof gehen unterdessen weiter. Rund 500 Personn arbeiten aktuell dort, bis 2014 wird sich ihre Zahl auf 2000 erhöhen. Hartig: „Das liegt daran, weil dann auch die Shops im Einkaufszentrum am Bahnhof eingerichtet werden, wir die Stockwerke unterhalb des Bahnhofs fertig stellen und noch extra Personal für das Verlegen der Oberleitungen und die Sicherheitstechnik benötigen.“

Rund um den Bahnhof soll ein ganzer neuer Stadtteil mit 5000 Wohnungen, Büros, Kindergärten und Schulen entstehen. Die Gesamtkosten betragen rund vier Milliarden Euro. Knapp ein Viertel entfällt auf den eigentlichen Bahnbau. Den großen Rest teilen sich private Investoren für die neuen Immobilien. Die Stadt Wien steckt rund 500 Millionen Euro in das Projekt. (APA, TT)