Protesttag in arabischer Welt - Zehntausende auf der Straße
Die Demonstranten gingen in mehreren Teilen des Landes auf die Straße. Sie fordern die Bewaffnung von Deserteuren.
Beirut, Brüssel - Zehntausende Menschen haben in Syrien am Freitag erneut gegen Präsident Bashar al-Assad demonstriert. In der Hauptstadt Damaskus und Umgebung seien mehrere Demonstranten durch Schüsse von Sicherheitskräften verletzt worden, teilte die in London ansässige Beobachtungsstelle für Syrische Menschenrechte mit.
Auch in mehreren Städten der schwer umkämpften Provinz Idlib kam es demnach zu Massenprotesten, bei denen die Demonstranten wegen der Gewalt gegen die Widerstandsbewegung Prozesse gegen die Staatsführung forderten.
Blutige Proteste seit mehr als einem Jahr
Demonstranten in mehreren Städten forderten eine Bewaffnung der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Auch in Amman, der Hauptstadt des Nachbarlandes Jordanien, gingen rund tausend Menschen gegen Assad auf die Straße.
Assad lässt in Syrien seit mehr als einem Jahr Proteste blutig unterdrücken. Dabei kamen nach Angaben von Aktivisten bisher bereits mehr als 9000 Menschen ums Leben. Der Beobachtungsstelle zufolge wurden am Freitag wieder mindestens 15 Menschen getötet, darunter sieben Zivilisten.
IKRK bringt Hilfsgüter
In den letzten Tagen hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und der Syrische Rote Halbmond besseren Zugang zu den umkämpften Gebieten in Syrien erhalten. Die Hilfsteams konnten Homs, Idlib, Hama, Aleppo und Daraa besuchen. Der bessere Zugang habe es den Hilfsorganisationen erlaubt, tausenden Personen zu helfen, teilte das IKRK am Freitag mit. Neben den Kämpfen setzten den Menschen auch die daraus resultierende Unsicherheit und die schwierige wirtschaftliche Situation zu.
Erstmals konnte das IKRK auch in die Dörfern rund um Idlib Hilfsgüter liefern. Vier Lastwagen haben den Angaben zufolge am Dienstag 2000 Nahrungspakete geliefert. Diese wurden an 6000 Personen verteilt.
Proteste auch in anderen arabischen Ländern
In Bahrain haben tausende Menschen ebenfalls am Freitag für Reformen protestiert. In einigen schiitischen Orten rund um die Hauptstadt Manama forderten Demonstranten nach Angaben von Augenzeugen den Sturz des sunnitischen Königs Hamad ben Issa al-Khalifa und die Entlassung des seit 40 Jahren amtierenden Regierungschefs, Khalifa Ben Salman al-Khalifa. Die Demonstranten folgten einem Aufruf der schiitischen Opposition, die bereits im vergangenen Jahr gegen die sunnitische Führung mobil gemacht hatte. Sie verlangt die Umwandlung des Emirats in einen „zivilen und demokratischen Staat“.
Obwohl die Bevölkerung des Inselstaats im Persischen Golf mehrheitlich schiitisch ist, wird das Land seit Jahrhunderten von einer sunnitischen Dynastie beherrscht. Die Schiiten klagen über vielfältige Benachteiligungen im Alltag. Die Proteste gegen das sunnitische Herrscherhaus hatten Mitte Februar 2011 begonnen. Einen Monat später wurden sie mit Hilfe saudiarabischer Truppen blutig niedergeschlagen. Laut einer internationalen Untersuchung wurden mindestens 35 Menschen getötet.
Prozess gegen Jemens Ex-Präsident gefordert
Zehntausende Menschen haben im Jemen am Freitag bei landesweiten Protesten die Aufhebung der Immunität von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh gefordert. In Sprechchören verlangten sie, Saleh wegen der Todesopfer während des ein Jahr dauernden Aufstands vor Gericht zu stellen.
Nach 33 Jahren an der Macht trat Saleh im Februar angesichts der Proteste zurück, sein Nachfolger wurde Abed Rabbo Mansour Hadi. Im Gegenzug für den Amtsverzicht ließ sich Saleh Immunität zusichern. Allerdings hat er den Jemen bisher nicht verlassen, was Beobachter für die andauernden Unruhen im Land verantwortlich machen. (APA/AFP/sda)