„Ostern und Pfingsten sind schon jedes Wochenende“

Tarrenz und Obsteig feierten bei strahlendem Wetter Volksfeste gegen den Verkehr. Lkw und Pkw mussten zwei Stunden warten.

Tarrenz, Obsteig –„Lässig“, kommentiert ein Jugendlicher die vollbesetzten Bierbänke mitten in der Hauptstraße, der Tarrenzer Wirtsgasse. „Könnte man öfters machen“, fügt eine Frau an, „am besten aber am Samstag“, ergänzt deren Begleiter augenzwinkernd. In Tarrenz und Obsteig wurden am Freitag von 11 bis 13 Uhr die Durchzugsstraßen gesperrt. Die beiden Gemeinden bekommen den gesamten Urlauber- und Warentransit über den Fernpass ab. 1972 gab es in Tarrenz die erste Unterschriftenaktion für einen Tschirganttunnel, heute ist man seitens der Regierung in Wien weiter denn je vom Bau entfernt.

Umso mehr freute sich die Bevölkerung von Tarrenz und Obsteig über die gestrige zweistündige Atempause. Bei strahlendem Frühlingswetter wurden die beiden konzertierten Blockaden zu wahren Volksfesten. Obsteig stöhnt unter 151 Lkw täglich allein in den Nachtstunden. In Tarrenz hat sich der Gesamtverkehr trotz Ausbau der Holzleitenstrecke seit 1981 verdoppelt, der Schwerverkehr vervielfacht. Dennoch konnten die Feste die Stimmung bei den älteren Tarrenzern nicht richtig aufheitern. „Nach einem so langen erfolglosen Kampf macht sich schon Resignation breit“, meint ein Streiter der ersten Stunde.

„Wien hat uns für den Tschirganttunnel eine Zusage gegeben“, erinnert LA Jakob Wolf in Obsteig, „davon will heute niemand mehr etwas wissen, weshalb wir sie uns immer wieder in Erinnerung rufen müssen“. Ganz anders sieht es LA Thomas Schnitzer, der den Schwerverkehr sofort und auf Basis der geltenden Gesetze eingedämmt sehen will: „Es hat keinen Sinn, auf einen Tschirganttunnel und andere Märchen zu warten“, meint Schnitzer, „so etwas gibt es heute nicht mehr.“ Er sieht die Schuld auch nicht in Wien, sondern in Innsbruck und in der mangelnden Umsetzung vorhandener Möglichkeiten.

Unten in Tarrenz sieht BM Rudolf Köll den Tschirganttunnel ebenfalls als Lösung. Dazwischen gibt es für ihn nur kurzfristige Ansätze wie Verbesserung der Blockabfertigung im Lermooser Tunnel oder Beseitigung der Stauquellen am Fernpass und Tourismusanreise mit „Shuttles­, Bahn und Flugzeug“. Man sei für den Tourismus, „aber während die Skigebiete ihre Kapazitäten vervielfachten, blieb die Straße die gleiche. Wir haben inzwischen jedes Wochenende Ostern und Pfingsten.“

Die Blockaden selbst verursachten keine großen Staus, gegen 13.15 Uhr floss der Verkehr wieder. (pascal, tp)