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Tiroler Quantenphysiker Rainer Blatt erhält Stern-Gerlach-Medaille

Erster Österreicher mit höchster Auszeichnung auf Gebiet der Experimentalphysik.

Berlin/Innsbruck - Dem Innsbrucker Quantenphysiker Rainer Blatt wird kommenden Dienstag in Berlin die Stern-Gerlach-Medaille verliehen. Die Auszeichnung aus purem Gold gilt als höchste auf dem Gebiet der Experimentalphysik durch die größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Blatt wird für seine Arbeiten auf den Gebieten der Metrologie und Quanteninformationsverarbeitung mit elektromagnetisch gespeicherten Ionen geehrt, hieß es in einer Aussendung des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) am Freitag.

„Die experimentelle Demonstration grundlegender Bausteine und Algorithmen eines Quantenprozessors, die Teleportation von Quantenzuständen der Materie, die erste Realisierung eines Quantenbytes und die Simulation von Quantensystemen haben neue wissenschaftliche Forschungsgebiete eröffnet und den Weg in eine zukünftige Quantentechnologie gewiesen“, erklärte die Deutsche Physikalische Gesellschaft. Dem 59-jährigen gebürtigen Deutschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft wird die Stern-Gerlach-Medaille von der deutschen Forschungsministerin Anette Schavan überreicht. Der Experimentalphysiker ist der erste österreichische Wissenschafter, dem diese Ehre zu Teil wird, hieß es.

Blatt gilt als Pionier der Quantencomputer-Forschung. Ein zukünftiger Quantencomputer profitiert von spezifischen Eigenschaften der Quantenmechanik und ermöglicht damit Rechenverfahren, die in der klassischen Informationsverarbeitung nicht möglich sind. In Experimenten konnte der 59-Jährige zeigen, dass gefangene Ionen eine einzigartige experimentelle Plattform bieten, um Quantenbits einzuschreiben, zu verarbeiten und zu lesen. Alle quantenlogischen Operationen werden in einer komplexen Abfolge von Laserpulsen verwirklicht. Ein prominentes Beispiel für Quantenalgorithmen stellt die Teleportation dar. Blatt und seiner Gruppe gelang es, verschränkte Zustände zu erzeugen und für Quantenalgorithmen zu nutzen. Beginnend mit zwei Ionen, über acht Ionen in einem Quantenbyte im Jahr 2008, liegt der aktuelle Rekord nun bei 14 verschränkten Ionen.

„Seine Arbeiten legen eine Basis für die zukünftige technologische Nutzung von Quanteninformation“, so die Deutsche Physikalische Gesellschaft. Die Arbeiten aus der Gruppe um Blatt am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck und dem Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften hätten Forscher auch über das Gebiet der Quantenoptik und Quanteninformation hinaus inspiriert und strahlten aus in das Gebiet der ultrakalten Atome und der Festkörperphysik.

Die Preisverleihung findet im Rahmen der 76. Jahrestagung der Fachgesellschaft in Berlin statt, bei der sich über 6.000 Physiker aus aller Welt versammeln werden. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft geht bis ins Jahr 1845 zurück und ist eigenen Angaben zufolge die älteste nationale und mit über 61.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. (APA)