Architektur

In Tirol wiederentdecktes Mozart-Werk präsentiert

Das „Allegro molto“ wurde im Vorjahr auf einem Dachboden im Lechtal entdeckt.

Die Welt hat ein neues Werk von Mozart. Am Freitag wurde ein 84 Takte langes „Allegro molto“ präsentiert und vorgespielt, das im Vorjahr auf dem Dachboden eines Privathauses im Tiroler Lechtal gefunden worden ist. Das Klavierstück liegt nicht in Mozarts Handschrift vor, sondern in der Abschrift des Zeitgenossen Johannes Reiserer.

Für die Musikwissenschafter ist die Urheberschaft jedoch „wenn schon nicht mit letzter Klarheit bewiesen, so doch sehr wahrscheinlich“, wie es Ulrich Leisinger, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Mozarteum, formulierte.

Beim Ausräumen ihres Dachbodens fiel einer Tiroler Familie eine vergessene Notensammlung in die Hände. Dem Obmann des Vilser Museumsvereins, Reinhold Schrettl, fiel die mögliche Bedeutung dieser viele hundert Handschriften und Drucke umfassenden Sammlung auf. Musikwissenschafterin Hildegard Herrmann-Schneider entdeckte und katalogisierte darin ein mit „Sterzing 1780“ betiteltes, 160 Seiten starkes Klavierbuch mit 130 Stücken. Eines davon stammt mit großer Wahrscheinlichkeit von Mozart, der Meister muss es um 1767 geschrieben haben, also im Alter von etwa elf Jahren. Johannes Reiserer, 1765 in Rattenberg in Tirol geboren, dürfte das Allegro molto in seiner Gymnasialzeit in der Stadt Salzburg abgeschrieben haben, wie die Salzburger und Tiroler Musikwissenschafter einhellig beteuerten.

Im Köchelverzeichnis kommt das Stück nicht vor, auch gibt es keine Hinweise darauf in den Aufzeichnungen der Familie Mozart. Aber die kompositorische Qualität, das historische Umfeld des Kopisten und vor allem die mit „Del Signore Giovane Wolfgango Mozart“ zugeordnete Urheberschaft in der Abschrift legen Mozart als Schöpfer dieses Werkes „mehr als nahe“. Außerdem finden sich kleine Motive und musikalische Wendungen in anderen Mozart-Werken. Das neu entdeckte Allegro molto ist ein Sonatensatz, der an ein Allegro im Nannerl-Notenbuch sowie an die Klaviersonate KV 279 erinnert.