Frankreich

Verteidigungsminister kritisiert offen Ermittlungen zu Toulouse

„Bestimmte Leute“ hätten nach den ersten beiden Attentaten auf Fallschirmjäger unbedingt gewollt, dass „in eine Richtung und nicht in alle Richtungen“ ermittelt werde. Das habe wertvolle Zeit gekostet.

Paris - Der französische Verteidigungsminister Gérard Longuet hat die Ermittlungen zum Serienattentäter von Toulouse mit ungewöhnlich deutlichen Worten kritisiert. „Wir haben beträchtliche Zeit verloren“, sagte Longuet am Freitag dem Sender Canal+. „Bestimmte Leute“ hätten nach den ersten beiden Attentaten auf Fallschirmjäger unbedingt gewollt, dass „in eine Richtung und nicht in alle Richtungen“ ermittelt werde. Dabei bezog er sich auf die anfängliche Annahme der Ermittler, dass der Täter ein rassistischer Soldat oder Ex-Soldat sein könne.

Aufgrund dieses Verdachts seien 20.000 Akten des Militärs ausgewertet worden. „Das kostet Zeit“, sagte Longuet weiter. Angesichts eines Ereignisses von solcher Tragweite solle sich jeder Verantwortliche die Frage stellen: „Was hätte ich besser machen können?“, fügte der Verteidigungsminister hinzu.

Kritik am Polizeieinsatz

Kritik kam auch aus Israel, allerdings am Polizeieinsatz von Mittwoch bis Donnerstag in Toulouse. „Wer wartet denn schon 30 Stunden, wenn es keine Geiseln gibt? Der ganze Einsatz scheint wie eine Vorführung der Dummheit“, sagte der frühere Chef der israelischen Elite-Polizei, Alik Ron, der Zeitung „Maariv“. Ähnlich äußerten sich andere israelische Ex-Elitepolizisten.

Der französische Islamist Mohamed Merah hatte im Raum Toulouse insgesamt sieben Menschen erschossen, darunter drei Kinder und einen Religionslehrer vor einer jüdischen Schule am Montag. Zuvor hatte er bei zwei Angriffen drei französische Fallschirmjäger getötet. Am Donnerstag erschossen Scharfschützen den 23-Jährigen nach 32-stündiger Belagerung seiner Wohnung in Toulouse. (APA/AFP)