Architektur

Matt tritt als Direktor der Kunsthalle Wien zurück

Gerald Matt habe am Freitag um die Auflösung seines Vertrages als Direktor der Kulturinstitution gebeten.

Wien - Kurz vor dem Auslaufen seiner dreimonatigen Dienstfreistellung als Direktor der Kunsthalle Wien hat Gerald Matt am Freitag selbst das Heft des Handelns in die Hand genommen und um eine einvernehmliche Vertragsauflösung gebeten. Der Vorstand des Vereins Kunsthalle stimmte Matts Begehren „mit größtem Bedauern“ zu. Der wegen seiner Amtsführung der vergangenen Jahre ins Kreuzfeuer geratene Matt begründete seinen Rückzug damit, dass er der in der neugegründeten GmbH anvisierten Trennung zwischen kaufmännischer und künstlerischer Leitung eine Einschränkung seiner bisherigen Kompetenz sehe, der er nicht zustimmen könne.

Details zur von den Anwälten Matts und der Kunsthalle ausgehandelten Vereinbarung (und damit auch allfällige Abschlagszahlungen oder Abfertigungen) sind noch nicht bekannt, auch Franz Patay nicht. „Wir werden uns als GmbH diese Vereinbarung im Rahmen der Betriebsübernahme natürlich ansehen“, sagte der interimistische Geschäftsführer der neuen Kunsthalle Wien GmbH und sprach in einer ersten Reaktion von einer „großen Zäsur für die Kunsthalle Wien“: „Diese Entscheidung ist zu respektieren.“

Noch zurückhaltender zeigte sich die Vorsitzende des neuen Aufsichtsrats, Sonja Hammerschmid. Sie sei über Matts Entscheidung und das Vorgehen des Vereins Kunsthalle nicht im Voraus informiert worden: „Es geht mich auch gar nichts an.“ Bei der Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch wird die jüngste Entwicklung ein wichtiges Thema sein. Die künstlerische Leitung soll ausgeschrieben werden - ob diese Personalentscheidung nach oder gleichzeitig mit der bereits ausgeschriebenen kaufmännischen Geschäftsführung fallen wird, soll der Eigentümer entscheiden.

Der Kultursprecher der Wiener Grünen, Klaus Werner-Lobo, zeigte sich „sehr erfreut“ über die Nachricht. „Matt hat die Kunsthalle und ihre Belegschaft wie sein Privateigentum behandelt und öffentliche Ressourcen für private Interessen missbraucht.“ „Vorsichtig optimistisch“ zeigte sich auch die Kultursprecherin der Wiener ÖVP, Isabella Leeb, angesichts des Rücktritts von Gerald Matt. Der Schritt sei überfällig gewesen. Aber nun seien noch Fragen wie Pensionsansprüche oder Abfertigungen zu klären: „Es kann nicht sein, dass man ihm jetzt noch Geld nachwirft.“

Zurückhaltender zeigte sich Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) in einer ersten Reaktion: „Ich nehme die Entscheidung Gerald Matts, seine Arbeit in der Kunsthalle zu beenden, zur Kenntnis“, teilte er in einer Aussendung mit. Man werde die Weichen für einen Neustart des Hauses stellen, indem auch die künstlerische Leitung ausgeschrieben werde.

Wehmütiger gestaltete sich die Stellungnahme des Vereins der Kunsthalle, repräsentiert durch Präsident Häusle und seinen Vize Siegfried Menz. Man bedankte sich „für die vielen Jahre einer gemeinsamen und erfolgreichen Tätigkeit und für die herausragenden Leistungen, die Dr. Matt für die Kunsthalle Wien erbrachte“. Matt habe die Kunsthalle Wien zu einer international angesehenen Marke gemacht. (APA)