Bruder des Attentäters wegen Komplizenschaft angeklagt
Abdelkader Merah bleibt in Haft, gegen ihn werde wegen des Verdachts der Mittäterschaft bei den insgesamt drei Attentaten ermittelt.
Paris – Der Bruder des Serienattentäters von Toulouse ist wegen Komplizenschaft angeklagt worden. Das verlautete am Sonntagabend aus Justizkreisen in Paris. Demnach wurde der 29-jährige Abdelkader Merah in Untersuchungshaft genommen.
Die Justiz wirft dem 29-Jährigen Beihilfe zum Mord und Verschwörung zur Vorbereitung von Terrorakten vor. Dieser weist die Vorwürfe zurück.
Abdelkader Merah wurde am Sonntag einem Anti-Terror-Richter vorgeführt und anschließend in einen Hochsicherheitstrakt gebracht. Die Polizei habe „ernsthafte und übereinstimmende Erkenntnisse“, wonach er wahrscheinlich Komplize und Teil einer „terroristischen Unternehmung“ gewesen sei, hieß es.
Der Inhaftierte ist nach den Worten seiner Anwältin nicht stolz auf die Verbrechen. Abdelkader Merah verurteile die Taten zutiefst und hoffe, „nicht zum Sündenbock für das zu werden, was sein Bruder getan hat“, sagte Pflichtverteidigerin Anne-Sophie Laguens am Sonntagabend zu Journalisten. Das Nachrichtenmagazin „Le Point“ hatte berichtet, der 29-Jährige habe seinen Stolz ausgedrückt.
Getöteter Soldat beigesetzt
In der marokkanischen Stadt M‘Diq wurde am Sonntag einer der in Toulouse getöteten Soldaten beigesetzt. Tausende Menschen folgten dem Trauerzug mit dem Sarg des am 11. März getöteten Fallschirmjägers, das Begräbnis fand dann im Beisein von mehreren hundert Menschen statt. An der Feier nahm auch Marc Laffineur, Staatssekretär im französischen Verteidigungsministerium, teil. Frankreich werde „keine Mühe scheuen, um gegen den Terrorismus zu kämpfen“, sagte er nach der Beerdigung. Den getöteten Fallschirmjäger würdigte Laffineur als „vorbildlichen Offizier“.
Der Serienattentäter Mohamed Merah soll zwischen dem 11. und dem 19. März in Toulouse und Montauban drei Soldaten sowie vor einer jüdischen Schule einen Rabbiner und drei jüdische Kinder erschossen haben. Er wurde am Donnerstag bei einem Einsatz in seinem Haus von der Polizei erschossen. Die marokkanischstämmige Familie des am Sonntag beigesetzten Soldaten besitzt in M‘Diq im Norden von Marokko ein Haus.
Schweigemarsch in Toulouse
In Toulouse fanden sich am Sonntag indes rund 6000 Menschen zu einem religionsübergreifenden Schweigemarsch zusammen. Das Gedenken fand im Stadtteil Roseraie statt, wo die drei jüdischen Kinder und der Rabbiner getötet worden waren. Viele Teilnehmer des Marschs trugen weiße Rosen in den Händen und kleine Aufkleber in Form der französischen Flagge auf ihrer Kleidung. An der Veranstaltung nahmen unter anderem der sozialistische Bürgermeister von Toulouse, Pierre Cohen, sowie Vertreter jüdischer und muslimischer Gemeinden teil. (APA/AFP/dpa)