In zehn Jahren nur noch 70 Pfarrer in der Diözese

In Innsbruck wurden gestern drei Diakone geweiht, die Priester werden wollen. Die Zahl der Pfarrer wird sich künftig halbieren.

Von Marco Witting

Innsbruck, Salzburg –Ein Schritt in die Zukunft. Einer für höhere Weihen. Drei Männer wurden gestern von Bischof Manfred Scheuer im Dom zu St. Jakob in Innsbruck zum Diakon geweiht. Ein Amt, das in der katholischen Kirche grundsätzlich allen Männern offen steht. Doch der Äthiopier Kidane Wodajo Korabza sowie die beiden Prämonstratenser Maximilian Thaler aus Kärnten und Adrian Gstrein aus See im Paznaun streben das Priesteramt an – und dort werden sie dringender denn je gebraucht.

Denn auch heuer werden für die Diözese Innsbruck nur zwei neue Priester geweiht. Damit liegt man im Schnitt der vergangenen Jahre. „Stabil“, wie es der Generalvikar der Diözese Innsbruck, Jakob Bürgler, nennt. „Auf niedrigem Niveau.“ Für die kommenden zehn Jahre gibt es vorsichtige Prognosen, wie sich der Priestermangel wohl entwickeln wird. „In zehn bis 15 Jahren wird es in der Diözese Innsbruck noch rund 70 Priester geben, die unter 70 Jahren sind.“ Das wäre etwa die Hälfte des derzeitigen Standes. Von den derzeit 258 Priestern sind 44 in Pension und 18 im Vorruhestand. 43 Seelsorger sind aktuell jünger als 45 Jahre. Zum Vergleich: Die Diözese zählt derzeit 397.000 Katholiken und 80.000 Kirchgänger.

76 Seelsorgeräume, also zusammengeschlossene Pfarren, sind in der Diözese geplant. 39 davon sind mittlerweile eingerichtet.

Die aktuelle Situation wird von der Pfarrinitiative, wie berichtet, stark kritisiert. Dadurch, dass Pfarrer immer mehr zu Managern werden, würde die Seelsorge komplett entgleiten, die Priester würden zu reisenden Zelebranten und Sakramentenspendern gemacht.

In den Tiroler Gemeinden der Erzdiözese Salzburg sieht die Situation nicht anders aus. Ein neuer Priester wird hier für das Unterland heuer geweiht. „Der Status quo bleibt somit erhalten“, wie es aus dem erzbischöflichen Palais heißt. Kurios: Bisher langten dort, auch zur Verwunderung der Verantwortlichen, heuer keine Pensionierungsansuchen von Pfarrern ein. Normalerweise wurden hier stets fünf bis sechs Ansuchen gestellt.

Während sich die Diözesen über die Zukunftsplanung Gedanken machen, wird das Ehrenamt von Laien für die Kirche immer wichtiger. Gerade vor Ostern, wenn die Pfarrer von Gottesdienst zu Gottesdienst hetzen, müssen auch diese freiwilligen Helfer immer mehr Aufgaben in den Pfarren übernehmen.

„Da wo sich die Menschen zurückziehen, haben wir ein Problem“, sagt Bürgler, der auch erkennt, dass es weiterhin „positive Bereitschaft“ gibt, sich einzubringen. „Wir dürfen die Menschen aber auch nicht überfordern“, sagt der Generalvikar. Gerade bei den – erst vergangene Woche gewählten – Pfarrgemeinderäten bestehe die Gefahr, dass ihnen zu viel aufgelastet werde. Auch hier sei die Gemeinschaft am Zug, damit die Last „in kleinen Portionen auf viele Schultern verteilt“ werde.