35.000 Dollar Entschädigung für Familien ermordeter Dorfbewohner
Der US-Soldat Robert Bales hatte den Amoklauf in dem Dorf bei Kandahar in zwei Etappen verübt.
Kabul – Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten mit 17 Toten im Süden Afghanistans sind den Familien der Opfer und den sechs Verletzten Entschädigungen ausbezahlt worden. Die Angehörigen der Todesopfer erhielten umgerechnet jeweils rund 35.000 Euro, wie ein Stammesvertreter am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Einem Medienbericht zufolge verübte der angeklagte US-Soldat Robert Bales die Tat in zwei Etappen.
Das Geld sei den Angehörigen der Todesopfer und den Verletzten im Büro des Gouverneurs der südafghanischen Provinz Kandahar übergeben worden, sagten dortige Verantwortliche der Nachrichtenagentur AFP. Die Verletzten hätten umgerechnet etwa 7.500 Euro erhalten. Bei der Geldübergabe waren den Angaben zufolge Vertreter der US-Armee, afghanische Stammesälteste und örtliche Verantwortliche anwesend. Bei dem Blutbad in der Provinz Kandahar waren vor allem Frauen und Kinder gestorben.
Die Provinzregierung äußerte sich nicht offiziell zu den Zahlungen. Ein Sprecher der NATO-Truppe ISAF in Afghanistan sagte, normalerweise werde „kein Geld für Verluste im Zusammenhang mit Kämpfen“ gezahlt. „Individuelle“ Entschädigungen seien aber möglich. Die Angaben des Stammesältesten zur Höhe der Zahlungen deckten sich mit Informationen aus Kreisen der Provinzverwaltung.
Die US-Militärjustiz hatte Bales am Freitag wegen 17-fachen Mords angeklagt. Sie brachte zudem sechs weitere Anklagepunkte wegen Angriffs und versuchten Mords vor. Laut der US-Armee droht Bales bei einer Verurteilung die Todesstrafe, mindestens aber lebenslange Haft. Außerdem muss der 38-Jährige demnach mit der unehrenhaften Entlassung und dem Verlust aller finanziellen Ansprüche rechnen.
In Anhörungen muss nun geprüft werden, ob die Beweise für ein Verfahren in den USA ausreichen. Angehörige der Opfer verlangen einen Prozess in Afghanistan. Der Feldwebel befindet sich derzeit auf dem Militärstützpunkt Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas in Haft. Nach Angaben eines US-Militärsprechers ist es „mehr als wahrscheinlich“, dass Bales in den USA vor Gericht gestellt wird.
Wie die US-Tageszeitung „New York Times“ am Sonntag unter Berufung auf einen ungenannten Beamten berichtete, verübte der Feldwebel seine Tat in zwei Etappen. Dies hätten die bisherigen Ermittlungen ergeben. Demnach kam Bales am 11. März nach den ersten Morden zunächst auf seinen Stützpunkt zurück. Erst später am Abend sei er erneut aufgebrochen, um in einem anderen Dorf weitere Menschen zu töten. (APA/AFP)