„Wie eine Panzerfaust gegen die Ungerechtigkeit“
Bürgermeisterkandidat Rudi Federspiel über seine politischen Ziele, seine Hobbys und ein verwöhntes Einzelkind mit der kalten Schnauze.
Von Nikolaus Paumgartten
Innsbruck –Entspannt sitzt Rudi Federspiel auf der Terrasse der Minigolfanlage „Golfalm“ beim Lanser-See-Parkplatz, dreht eine Zigarre zwischen seinen Fingern hin und her und blinzelt in die Frühlingssonne. Den dunklen Anzug mit der stets akkurat gebundenen Krawatte hat er heute gegen legere Freizeitkleidung getauscht. Neben ihm auf der Bank hat Rüde Nero Platz genommen. „Er ist unser Biabl, unser verwöhntes Einzelkind. Zumindest seit unsere beiden Töchter vor eineinhalb Jahren ausgezogen sind und unsere alte Hündin vor Weihnachten gestorben ist“, erklärt Federspiel augenzwinkernd und tätschelt dem französischen Rassehund den Hals, während seine Gattin Birgit zustimmend nickt.
Nero ist derzeit auch das Hobby, in das die Federspiels am meisten Zeit investieren. Stundenlange Spaziergänge und Wanderungen im südlichen Mittelgebirge geben Gelegenheit zum Abschalten, zum Nachdenken und zum Entspannen.
Rudi Federspiel ist heute privat unterwegs – doch schnell schwenkt der lose Plausch mit den Tischnachbarn in eine kleine politische Diskussion um – Privat-Sein in Zeiten des Wahlkampfes wäre ein Luxus, den sich Federspiel nicht leisten will. „Wir leben seit 23 Jahren in einer Dreierbeziehung: der Rudi, die Politik und ich“, schmunzelt Gattin Birgit, mit der Federspiel seit 25 Jahren verheiratet ist. „Und wenn eine Wahl ansteht, dann blüht er richtig auf. Er ist Wahlkämpfer aus Leidenschaft“, erklärt sie.
Rudi Federspiel, der gelernte Reisebürokaufmann, will heuer sein größtes politisches Ziel erreichen und sieht seine Chancen gar nicht schlecht stehen. „In meinem ersten Fernsehinterview 1989 bin ich gefragt worden, was ich einmal werden will“, erinnert er sich. „Bürgermeister“, habe er damals wie aus der Pistole geschossen geantwortet. Eine Ansage, die der Kopf der Liste Rudi Federspiel bis heute aufrechterhält. „Mein Ziel für den 15. April ist es, in die Stichwahl zu kommen. Dann ist alles möglich“, glaubt er. Umfragen vor der Wahl schenkt Federspiel dabei wenig Vertrauen: „Wenn ich von meiner Wohnung in Pradl bis ins Büro in der Maria-Theresien-Straße eine Stunde brauche, weil ich ständig von Leuten angesprochen werde, dann lese ich dort einen positiven Trend für mich ab.“
Der 62-Jährige bezeichnet sich selbst als Rebell gegen die Ungerechtigkeit. Mit seiner bereits damals stattlichen Körpergröße habe er sich schon als Kind für die Kleinen und Schwachen eingesetzt. Auch als Schul- und später als Soldatensprecher habe er sich für andere engagiert. Ungerechtigkeit, erklärt Federspiel, könne er nicht ausstehen. „Ich bin dann wie eine Panzerfaust, die sich wo reinfrisst“, sagt er und weiß, dass er in Auseinandersetzungen nicht immer die ganz feine Klinge führt. Aber man müsse die Dinge eben beim Namen nennen, ist Federspiel überzeugt.
Wenn es diesmal nicht für das höchste Amt in der Stadt reicht, dann wird Federspiel deswegen nicht den Kopf in den Sand stecken. „Auch wenn ich schon als Dinosaurier bezeichnet worden bin – in Pension gehe ich noch lange nicht“, versichert er. Die Panzerfaust hat noch Lust. Und Munition.