Triumphierende Rechtsextreme als letzte Hoffnung für Sarkozy
Der Sozialist François Hollande hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich gegen Nicolas Sarkozy für sich entschieden. Nun geht er als eindeutiger Favorit in die Stichwahl. Eigentlicher Wahlsieger ist aber die rechtsextreme Front National unter Marine Le Pen.
Paris - François Hollande ist drauf und dran Nicolas Sarkozy als französischen Präsidenten abzulösen. Dem Herausforderer gelang es eine Reihe konservativer Bastionen in Frankreich zu erobern. Als erster Sozialist konnte er auch in der bisher stets konservativ wählenden Hauptstadt Paris die Mehrheit an sich reißen. Die Entscheidung fällt nun in der Stichwahl am 6. Mai.
Hollande bekam in der ersten Runde der Präsidentenwahl am Sonntag 28,63 Prozent der Stimmen, wie das Innenministerium mitteilte. Sarkozy erhielt nur 27,18 Prozent. Die Wahlbeteiligung fiel entgegen der Erwartungen vieler Analysten relativ hoch aus - 79,47 Prozent der Franzosen schritten zur Wahlurne.
Keine Wahlempfehlung der Front National
Bei der Stichwahl kommt es für Sarkozy vor allem darauf an, die Wähler zu gewinnen, die für die rechtsextreme Front National (FN) und deren Kandidatin Marine Le Pen votiert hatten. Le Pen hatte mit 17,9 Prozent einen spektakulären Erfolg erzielt - das bisher beste Ergebnis überhaupt. Ihr Vater Jean-Marie Le Pen war 2002 mit 16,86 Prozent gegen Jacques Chirac in die Stichwahl eingezogen.
Eine Wahlempfehlung von rechter Seite wird es für Sarkozy aber nicht geben. Der FN-Wahlkampfchef, Florian Philippot, schloss dies am Montag im Sender Canal+ aus. Seine Partei stehe nicht für „die kleinen politischen Tricks“. Es könne nicht zwischen zwei „austauschbaren Kandidaten“ entschieden werden.
Schon Jean-Marie Le Pen hatte sich 2007 geweigert, seine Anhänger zur Unterstützung Sarkozys aufzufordern. Nach Berechnungen von Wahlforschern bräuchte Sarkozy mindestens 80 Prozent der Stimmen für Marine Le Pen, um seine Chance gegen Hollande zu wahren.
Sarkozy kämpft
Der Präsident versuchte Sonntagabend dennoch das rechte Lager zu motivieren. „Ich rufe alle, die ihr Vaterland lieben auf, mich zu wählen“, appellierte Sarkozy. Er kündigte an, die Grenzkontrollen zu verschärfen und die Zuwanderung weiter zu begrenzen.
„Ich werde alle Energie reinstecken, derer ich fähig bin“, sagte der 57-Jährige weiter. Laut aktuellen Meinungsumfragen dürften allerdings nur zwischen einem Drittel und der Hälfte der FN-Wähler im zweiten Durchgang für ihn stimmen.
Sarkozy musste 35 Departements, in denen er bisher die Mehrheit bekommen hatte, seinem Herausforderer überlassen. Im zweiten Wahlgang wollen nach einer Umfrage nur 44 Prozent der Wahlberechtigten für Sarkozy stimmen. 56 Prozent hingegen sind für Hollande, wie die Befragung des Instituts CSA für französische Medien wie den TV-Sender BFM weiter ergab.
Hollande siegessicher
Hollande zeigte sich nach Bekanntgabe der Ergebnisse jedenfalls siegessicher. Er rief sich zum Favoriten für die Stichwahl aus. „Am 6. Mai will ich einen Sieg, einen schönen Sieg“. Wichtige Unterstützung erhielt er vom Viertplatzierten Jean-Luc Melenchon (11,11 Prozent). Der Kandidat der Linkspartei rief seine Anhänger indirekt dazu auf, ihn in der zweiten Runde am 6. Mai zu unterstützen. „Wir müssen die einzige Möglichkeit nutzen, die der Wahlzettel noch bietet. Gibt es einen anderen? Ich will Sarkozy schlagen“, sagte er. Auch Grünen-Kandidatin Eva Jolie, die nur zwei Prozent erhielt, warb für den Sozialisten.
Hollande kündigte an, Europa „zurück auf den Pfad von Beschäftigung und Wachstum“ zu führen. Er sei sich bewusst, dass er aus dem Ausland scharf beobachtet werde, sagte Hollande, der angekündigt hatte, bei einem Sieg den EU-Fiskalpakt nachzuverhandeln.
Bedeutendes Ergebnis für Eurozone
Mit Spannung hat deshalb am Sonntag auch die europäische Politik, vor allem aber die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, nach Frankreich geblickt. Mit Nicolas Sarkozy steht ihr bedeutendster politischer Partner in Europa vor der Abwahl. „Merkozy“ entwickelte sich insbesondere im Laufe der Schuldenkrise zum Führungsgespann der Eurozone.
Dass auch Hollande im Falle eines Wahlsieges im Gleichschritt mit Merkel gehen würde, erscheint mehr als zweifelhaft. Das Programm des Sozialisten ist in wirtschaftspolitischer Hinsicht nur schwer mit jenem der deutschen CDU vereinbar. Der mögliche Machtwechsel hat deshalb die europäischen Aktienanleger am Montag stark verunsichert. Der Dax und der EuroStoxx50 verloren jeweils 1,8 Prozent. „Die Führungsfähigkeiten von Sarkozy waren entscheidend im Kampf der Eurozone gegen die Schuldenkrise. Die Investoren sind nun verunsichert, ob die mögliche Abwahl Sarkozys weitere Fortschritte verhindert“, sagte ein Analyst zur Nachrichtenagentur Reuters. (TT.com, APA/dpa)