Stoffwechsel von bösartigen Zellen 2 - Kachexie-Blockade
Wien/Graz (APA) - „30 bis 80 Prozent der Krebspatienten weisen im Laufe ihrer Erkrankung auch eine Kachexie (krankheitsbedingter, starker Ge...
Wien/Graz (APA) - „30 bis 80 Prozent der Krebspatienten weisen im Laufe ihrer Erkrankung auch eine Kachexie (krankheitsbedingter, starker Gewichtsverlust, Anm.) auf. Bei 15 bis 20 Prozent der Betroffenen ist das die Todesursache“, sagte der Pathologe Gerald Höfler bei dem Vortrag für das Wiener Comprehensive Cancer Center (CCC). Mittel, um das zu Verhindern wären auch völlig neue Strategien gegen Krebs. Abgesehen davon: auch bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder anderen schweren chronischen Erkrankungen kann es zur Kachexie kommen.
Daran offenbar hauptbeteiligt sind fettspaltende Enzyme, die Lipasen. Höfler: „Der Abbau von Triglyceriden ist ein dreistufiger Prozess. Er läuft über drei unterschiedliche Enzyme.“ Wahrscheinlich würden die Krebszellen weniger mehr Zucker als eher nach Bausteinen gieren, um die Membranen ihrer Zellen aufzubauen. „Woher, wenn nicht stehlen?“, lautet ein Sprichwort. Alle Anzeichen deuten laut den Wissenschaftern darauf hin, dass bösartige Zellen sich Energie und Bausteine am liebsten aus Fettgewebe und dem Abbau von Skelettmuskeln holen. Beides sind die Merkmale der sichtbaren extremen Schwächung bzw. „Auszehrung“ bei vielen Patienten mit bösartigen Erkrankungen.
Der Grazer Wissenschafter und sein Team kamen in ihren Arbeiten besonders im Mausmodell weiter. Sie verpflanzten bösartige Zellen in normale Tiere bzw. in Tiere, die kein Gen für die „Adipose Triglyceride Lipase“ (ATGL) aufwiesen. Das Ergebnis, so Höfler: „Diese Mäuse waren gegen die Krebs-Kachexie resistent. Eine pharmakologische (medikamentöse, Anm.) Blockade des ATGL-Enzyms könnte möglicherweise eine Kachexie verringern oder verhindern. Eine Frage ist, ob der Gewichtsverlust bei einer COPD auf dem selben Mechanismus beruht.“
Freilich, derzeit sind das noch Befunde aus Tiermodellen. Die Hauptfrage ist, ob man ein solches, durchaus plausibles, Konzept auch für Therapien verwenden könnte. Sehr oft lassen sich nämlich auch die hypothetisch am ehesten realisierbaren Ideen in der Medizin im Endeffekt nicht umsetzen.