Norah Jones: zwölf kleine gebrochene Herzen für die Welt
Nach drei Jahren Pause ist Norah Jones mit neuem Sound wieder zurück. „Little Broken Hearts“ heißt das Album, weil sie Trennungslieder mag.
New York/Wien – Eifersucht, Trauer, Rachegelüste: Das neue, am morgigen Freitag erscheinende Album von Norah Jones ist alles andere als sonnig. Die zwölf Songs von „Little Broken Hearts“ handeln von Trennung, Untreue und dem Ende einer Beziehung, die griffigen Melodien eingerahmt in melancholische Gitarrenriffs und Klavierakkorde.
Jones hat alle Lieder selbst geschrieben, zusammen mit dem Produzenten Brian Burton, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Danger Mouse - zum Beispiel für den Song „Crazy“ als Hälfte des Duos Gnarls Barkley. Das Album soll von ihrer eigenen Trennung von einem Schriftsteller inspiriert worden sein, auch wenn sie in einem Interview in der „New York Times“ ausdrücklich betonte, dass sie da nicht ihr Tagebuch vorsinge. „Wenn es mehr ein Tagebuch wäre, würde es weniger Spaß machen.“ Und ja, sie habe derzeit einen Freund. „Obwohl es so ein trauriges Album ist, bin ich wirklich glücklich.“
„Little Broken Hearts“ bringt die verborgene dunkle Seite der 33-Jährigen hervor. Der Höhepunkt ist die verträumt-bedrohliche Gänsehaut-Ballade „Miriam“, in der die Sängerin am Ende verspricht, zu lächeln, wenn sie ihre Rivalin umbringt. Der einzige Song, der fröhlicher klingt, ist die aktuelle Single „Happy Pills“ - wobei schon der Titel wenig Zweifel lässt, dass die Leichtigkeit eher etwas mit den Errungenschaften der Pharma-Industrie zu tun hat. Schon das Album-Cover ist dem Plakat zum Erotik-Drama „Mudhoney“ um Lust und Untreue aus dem fernen Jahr 1965 nachempfunden.
Burton alias Danger Mouse, der selbst unter anderem Schlagzeug spielt, sorgte für einen stilvollen und nicht zu depressiven Rahmen zu den griffigen Melodien. Den Raum um Jones‘ unverkennbare Stimme füllen Elektrogitarren, Drumbeats und pulsierende Bässe aus, ein Hauch von Bar-Atmosphäre liegt in der Luft. Jones geht damit auf ihrer musikalischen Reise noch einen Schritt weiter weg von dem leichten Jazz ihres großen Debüts „Come Away With Me“.
Das liegt jetzt gut zehn Jahre zurück. „Come Away With Me“ verkaufte sich damals - als die Plattenbranche vor der Musiktauschbörse Napster erzitterte - mehr als 17 Millionen Mal. Das zwang die junge Sängerin in die umbequeme Rolle der Retterin der Musikindustrie. Die Hoffnung war, dass es vielleicht eine reifere Generation von Musikliebhabern gibt, die weiter viele CDs kaufen würde.
Jones verkaufte zwar auch weiter Millionen CDs, aber den Strom konnte auch sie nicht umkehren. Heute muss die Sängerin jedenfalls niemanden mehr retten: Die Branche hat es einigermaßen gelernt, mit den sinkenden CD-Verkäufen zu leben. Und für ihre Plattenfirma EMI kommt jede Hilfe eh zu spät: Das Traditionshaus wird gerade von der Konkurrenz übernommen, nachdem der bisherige Besitzer seine Milliarden-Kredite nicht mehr bedienen konnte.
Also konnte sich Jones bei ihrem fünften Soloalbum wieder ganz auf die Musik konzentrieren. „Es gab nie das Gefühl, das wir auch nur irgendetwas bewusst Radio-freundliches machen“, sagte Burton der „New York Times“. „Es war die wirklich seltene Gelegenheit, einfach nur das Album zu machen, das wir machen wollten.“ Und Jones versprach, es werde ihr letztes Trennungsalbum sein.