Test

Das Wanken ist seine Sache nicht

Ein Schwergewicht ist der Porsche Cayenne Diesel allemal – einer außergewöhnlich sportlichen Fahrweise ist das luxuriös ausgestattete SUV dennoch verpflichtet.

Von Markus Höscheler

Innsbruck –Was hoch baut, hat die Lizenz zum Schwanken. Wolkenkratzer, verankert in erdbebengefährdeten Gebieten, dürfen sich neigen, sollen sich neigen. Ähnliches passiert mit Fahrzeugen, die ihren Schwerpunkt relativ weit oben haben und mit höheren Geschwindigkeiten in die Kurve fahren. Doch beabsichtigt ist das nicht wirklich – und manche Hersteller sind derart ambitioniert, dass sie ihren beliebten Sports Utility Vehicles die Neigungsfreudigkeit mit allen technischen Mitteln abgewöhnen.

Zu solchen Maßnahmen ist Porsche schon von der Tradition her verpflichtet. Der Sportwagenspezialist bietet seit 2002 den eigentlich artfremden Cayenne an, einen andere Porsche-Modellreihen deutlich überragenden Allradler mit reichlich Platz für Insassen und Gepäck. Um ihn dennoch durch Kurven hetzen zu können, haben ihn die deutschen Techniker entsprechend abgestimmt. Das gilt erst recht für die seit 2010 angebotene zweite Generation und nicht minder für die Diesel-Variante, die aus dem benzinlastigen Angebot heraussticht.

Immer wieder erstaunt es, wie zackig ein Cayenne auf Richtungswechsel reagiert, wie er bei größter Provokation nicht aus der Spur zu bringen ist und auf SUV-typisches Neigungsverhalten verzichtet. Dabei hat der Testwagen die adaptive Dämpferregelung PASM gar nicht an Bord. Dem Fahrverhalten durchaus zuträglich ist allerdings schon ab Werk der permanente Allradantrieb mit elektronisch selbstständig sperrendem Mittendifferenzial. Zudem gibt es erforderlichenfalls an der Hinterachse selektive Bremseingriffe, um das Einlenkverhalten positiv zu beeinflussen.

Das System funktioniert bestens, zumal weitere Details stimmig sind: etwa die direkt-präzise Lenkung und die zügig, exakt und komfortabel schaltende Achtgangautomatik, die zumeist zielgerecht die Stufen trifft. Lediglich bei Berg- und Talfahrten behagten uns die manuellen Gangwechsel mehr.

Die Behaglichkeit unterstützt erwartungsgemäß der Dreiliter-Sechszylinder-Turbodiesel mit seinem betont kultivierten, sehr leistungshungrigen Auftreten. Das 245 PS starke Aggregat, das frühzeitig ein bulliges Drehmomentmaximum von 550 Newtonmetern entwickelt, entspricht dem Porsche-Temperament und zeigt dezente Trinksitten. Und die üppige Ausstattung – Bi-Xenon-Scheinwerfer, Bose-Surround-System, Porsche Communication System samt Navi, 21-Zoll-Räder, Ganzlederausstattung, Sportsitze, Panoramadachsystem – rechtfertigt den Testwagenpreis von knapp 108.000 Euro. Gut möglich, dass bei diesem Betrag manchem Interessenten schwindlig wird.