Mobile Pflege vor Ausbau

In den kommenden zehn Jahren soll laut Strukturplan im Bezirk Innsbruck-Land der Ausbau der Pflegeplätze moderat, jener der mobilen Pflege massiv forciert werden.

Von Nikolaus Paumgartten

Innsbruck –Die Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung belegen es: Die Menschen in Tirol und im Bezirk Innsbruck-Land werden immer älter – eine Tatsache, die Land und Gemeinden in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen stellt. Soziallandesrat Gerhard Reheis und Bezirkshauptmann Herbert Hauser haben gestern gemeinsam mit dem Leiter der Sozialabteilung des Landes, Johann Wiedemair, Bürgermeister, Heimleiter und Vertreter von Sozial- und Gesundheitssprengeln zu einer so genannten Regionalkonferenz geladen und dabei aktuelle Zahlen, aber auch Strategien präsentiert, damit die Versorgung der älteren Menschen in der Zukunft gewährleistet bleibt.

Die Daten der aktuellen Statistik stammen aus dem Jahr 2010. Sie zeigt, dass in Innsbruck-Land derzeit auf 1000 Einwohner rund 66 Über-75-Jährige kommen. Damit hat Innsbruck-Land hinter Imst zwar den zweitkleinsten Altenanteil des Landes. An der Tatsache, dass sich dieser Wert in den kommenden zehn Jahren stark verändern wird, ändert das aber nichts: Bis 2022 wird es in Innsbruck-Land knapp 56 % mehr Über-75-Jährige geben als noch 2010.

Der „Strukturplan Pflege 2012–2022“ sieht als Ausbauprogramm für den Bezirk vor, in den kommenden zehn Jahren die stationären Pflegeplätze von derzeit rund 1400 um 300 Heimbetten auf über 1700 aufzustocken. Es handle sich dabei um einen moderaten Ausbau, weil in dem Bereich der aktuelle Versorgungsgrad im Bezirk über dem Landesschnitt liegt, wie Johann Wiedemair erklärt. Besonders gefordert werden die Planungsverbände Telfs und Umgebung (48 neue stationäre Wohn- und Pflegeplätze bis 2022), Westliches Mittelgebirge (75), Wattens und Umgebung (55) und Völs-Kematen und Umgebung (39) sein.

Der Schwerpunkt des Programms im Bezirk liegt jedoch beim Ausbau der mobilen Pflege. Hier liegt Innsbruck-Land derzeit mit rund zehn Leistungsstunden pro Einwohner über 75 Jahre an vorletzter Stelle und unter dem Landesschnitt von 12,71 Leistungsstunden. Bis 2022 sollen die mobilen Dienste deshalb um 70.000 Stunden aufgestockt werden. Die Kurzzeitpflege- und Übergangspflegeplätze sollen von 24 auf 46, die Tagespflege von 38 auf rund 100 Plätze und das betreute Wohnen um 100 auf 305 Plätze ausgebaut werden.

Um das nötige Personal zur Verfügung zu haben, ist die Ausbildung von bis zu 300 zusätzlichen Pflegekräften in den kommenden zehn Jahren vorgesehen. In Summe werden nach Landesberechnungen die Gemeinden rund 55 Millionen Euro an Investitionskosten tragen müssen. Die laufenden Ausgaben im Bezirk werden sich von derzeit rund 16,5 Millionen auf 35,5 Millionen im Jahr 2022 erhöhen.

„Der Strukturplan gibt klare Rahmenbedingungen vor, jetzt sind die Gemeinden mit der Umsetzung gefordert“, erklärt LR Gerhard Reheis. Die Bürgermeister hätten jedenfalls die Notwendigkeit der Investitionen erkannt und sich durchwegs positiv zum „Strukturplan Pflege“ geäußert, so Reheis.